Johannes Singhammer kritisiert »Kunstwerk«

Erdtrog im Reichstagsinnenhof

München · Das Reichstagsgebäude in Berlin ist das wichtigste Gebäude in Deutschland. Es ist der Sitz der freigewählten Bundestagsabgeordneten, die dort als Vertreter der deutschen Wählerinnen und Wähler aus allen Landesteilen Deutschlands die Zukunft unseres Landes gestalten.

Das Reichstagsgebäude war deshalb bereits seit 1916 bewusst »Dem deutschen Volke«, von dem alle staatliche Macht ausgeht, gewidmet worden, übrigens gegen den erklärten Willen des Deutschen Kaisers.

Ein solches ehrwürdiges und geschichtsträchtiges Gebäude, das als nationales Symbol für Deutschland steht und das von jedem ausländischen Staatsgast besucht wird, eignet sich nicht als Experimentierfeld für Polit-Provokationen mit Hunderttausenden D-Mark von Steuergeldern.

Genau dies aber inszeniert derzeit unter beträchtlichem medialen Getöse der New Yorker Aktionist Hans Haacke mit Unterstützung von Links: Er hat dazu einen Erdtrog mit der Leuchtinschrift »Der Bevölkerung« im nördlichen Innenhof des Reichstagsbeäudes installiert, um gegen die Widmung »Dem deutschen Volke« zu protestieren. Wie wenig Zustimmung die bewusste Provokation und Polarisierung bei den Abgeordneten findet, zeigt ein Blick auf den mittlerweile aufgebauten Trog. Der Aufforderung an die Abgeordneten, aus den Wahlkreisen mittels übersandten Jutesäcken, jeweils einen Zentner Erdbestandteile nach Berlin in den Reichstag mitzubringen, sind bisher nur wenige Abgeordnete gefolgt. Angeblich sollen Einige Haschisch-Samen darunter gemischt haben. Fehlt nur noch, dass im Reichstagsgebäude Marihuana-Plfanzen gedeihen und geerntet werden. Ich werde mich nicht an einem solchen Gehabe beteiligen und werde weder Erde, noch einen einzigen Kieselstein aus München in den Berliner Reichstag befördern. Und so handeln auch nahezu alle anderen Münchner Bundestagsabgeordneten. Kaum eine Münchnerin oder ein Münchner versteht, was an einer solchen Aktion Kunst sein soll. Aber den Steuerzahler kosten diese Extravaganzen einer rot/grünen Bundestagsmehrheit rund zwei Millionen D-Mark. Statt Erde aus München nach Berlin zu schaffen, wäre es weitaus sinnvoller »Kohle« aus Berlin nach München zu transportieren. München braucht die schon lange zugesagte »Kohle« aus Berlin in Form von Überweisungsbelegen z.B. für den Weiterbau der A 99, für den Neubau von Sozialwohnungen und für den Neu-/Umbau des Olympiastadions.

Über Kunst und Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Aber eines gilt über Jahrhunderte hinweg: Kunst kommt von Können und nicht von Wollen. Wenn Wollen genügen würde, hieße es Wunst.

Artikel vom 22.11.2000
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