Autobahn-Südring gekippt – Entlastung im Norden damit nicht absehbar

»Das ist eine Katastrophe«

Wie hier in Garching sind die Nord-Allianz-Gemeinden vom Durchfahrtsverkehr belastet; die Autos sollen raus aus den Ortschaften. Eine solche Entlastung versprechen sich die Kommunen vom Südring – der ausgebremst wurde.	Fotos: cr

Wie hier in Garching sind die Nord-Allianz-Gemeinden vom Durchfahrtsverkehr belastet; die Autos sollen raus aus den Ortschaften. Eine solche Entlastung versprechen sich die Kommunen vom Südring – der ausgebremst wurde. Fotos: cr

Landkreis München · Heimlich still und leise ist er aus dem Bundesverkehrswegeplan rausgeflogen, der Autobahnsüdring. Groß ist die Freude bei den Gemeinden südlich von München, bei SPD, Grünen und Umweltschützern – nur im nördlichen Landkreis gibt es lange Gesichter.

»Mit der Streichung lässt der Bund die Kommunen im Norden und Osten Münchens im Stich«, klagen die Bürgermeister von Unterschleißheim, Oberschleißheim, Garching, Eching, Neufahrn, Ismaning und Unterföhring.

In ihrem Interessenverbund »Nord-Allianz« wollen sie nun noch einmal das Bundesverkehrsministerium auf ihre Lage aufmerksam machen. Aber: »Wir machen uns keine Illusionen«, räumt Garchings Rathaus-Chef Manfred Solbrig (SPD) sich und seinen Mitstreitern wenig Chancen ein.

Er selbst ist schwer enttäuscht. Nachdem der Bund schon die lange geforderte Umgehungsstraße für Garching nicht finanzieren will, wird eine weitere Entlastungsmaßnahme – diesmal für den ganzen nördlichen Landkreis – gekippt. Entsprechend fällt Solbrigs Reaktion aus: »Das ist eine Katastrophe für den ganzen Norden!«

Sicher sei der Südring ökologisch umstritten, aber doch dringend notwendig, »wirtschaftlich und verkehrlich«, so Solbrig. Dass man sich im Verkehrsministerium mit einer Absage an eine Machbarkeitsstudie selbst das Nachdenken verbieten will, ist für den Garchinger unbegreiflich. Doch damit folgt man lediglich dem Ergebnis der parlamentarischen Beratungen, an denen alle Fraktionen beteiligt sind. So sei der Kosten-Nutzen-Wert zwar positiv gewesen, aber sonst habe der Südring schlecht abgeschnitten. »Besonders in den Punkten ›Umweltverträglichkeit‹ und bei den netzkonzeptionellen Überlegungen«, erläutert Alexandra Brothan, Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums.

Doch nicht nur die Entscheidung, auch die Vorgehensweise hält Solbrig für kritisierbar. »Wir sind nie direkt benachrichtigt worden«, klagt er, »man fühlt sich einfach nicht ernstgenommen.«

Ob die Streichung eine politische, eine ökologische oder eine wirtschaftliche Entscheidung (der knapp 22 Kilometer lange Südring war mit 920 Millionen Euro angesetzt) ist – in den Nord-Allianz-Gemeinden ist man sich parteiübergreifend einig, dass sie eines nicht war: vernünftig.

»Alle großen Städte in Deutschland und Europa haben einen Autobahnring oder ein ähnliches System«, behauptet Solbrig, nur eben München nicht – da wo die Autobahn am stärksten belastet sei. Neben dem Autobahnring werden zwar noch Alternativen – zum Beispiel eine Verbindung Regensburg-Rosenheim – diskutiert, allerdings dürften die an den gleichen Hürden scheitern.

Die Ersten Bürgermeister der Nord-Allianz fordern nun eine öffentliche Diskussion über die Ergebnisse der bereits vorgelegten Gutachten. So kämen auf die Kommunen im Münchner Norden durch die Entwicklung des Flughafens weitere Belastungen zu. Die Entlastung ist nicht mehr in Sicht. Solbrig findet dafür nur wenige Worte: »Das ist der absolute Wahnsinn.« C. Clever-Rott

Artikel vom 14.09.2004
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