Mit der Weltneuheit „Wiesn-Card“ wird das Kleingeld passé

Funk statt Perlen

Narrensicheres Bezahlen ohne lästiges Kleingeldsuchen, das verspricht dieses Jahr die „Wiesn-Card“. Zu finden sind die teilnehmenden Stände übrigens anhand von Aufklebern.	Foto: hb

Narrensicheres Bezahlen ohne lästiges Kleingeldsuchen, das verspricht dieses Jahr die „Wiesn-Card“. Zu finden sind die teilnehmenden Stände übrigens anhand von Aufklebern. Foto: hb

München – Von der Theresienwiese zum „Club Med“ - bei einem Erfolg des bargeldlosen Zahlungsmittels „Wiesn Card“ könnte neben dem Oktoberfest noch so manch anderer angenehmer Ort auf der Welt mit der neuen Bezahltechnik ausgestattet werden.

„Wir können uns gut vorstellen, dass die kontaktlose Karte der Nachfolger der früher üblichen Perlen wird, mit denen Feriengäste im Club Med und anderen Clubs ihre Cocktails bekommen konnten“, glaubt Christian Aubry, Geschäftsführer von „Accor Services“, einem Schwesterunternehmen der Hotelkette „Accor“. 14 Millionen Menschen in 34 Ländern weltweit nutzen täglich das breite Dienstleitungsangebot von Accor Services. Fürs erste gibt’s die kontaktlose Bezahlkarte jedoch nur auf der Wiesn und verspricht hier zehn Prozent Nachlass unter anderem auf Süßigkeiten und Fahrgeschäfte bei den rund 300 teilnehmenden Schaustellern und Marktkaufleuten.

Zwischenzeitlich gibt es jedoch auch Kritik an der Karte. So beschwerten sich in den letzten Tagen einige Mitglieder des „Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und der Schausteller“, dass sie sich die Karte nicht leisten könnten. Und die Enderlöse wären durch die Abschläge - zehn Prozent Kundennachlass und fünf Prozent Provision an den Betreiber „Accor Services“ - zu niedrig, um rentabel Handel zu treiben. Norbert Metzger, der Geschäftsführer der Münchner Schausteller, versichert jedoch, dass alle Schausteller und auch viele Marktkaufleute mitmachen werden: „Die Karte war unsere Idee - vor inzwischen zehn Jahren haben wir das erste Mal daran gedacht und jetzt bieten wir sie an - verpflichtet ist jedoch keiner.“

Aubry versteht die Ängste der Marktkaufleute, glaubt aber, dass viele einfach noch nicht recht Bescheid wissen: „Das System hat für die Kaufleute und Standbesitzer keine Anschaffungskosten. Die Abrechnungsgeräte werden in diesem Jahr von uns kostenlos gestellt.“ Einzige Abstriche für die Marktkaufleute seien der Kundennachlass und die Provision - dagegen stünden aber wohl höhere Umsätze durch mehr Besucher: „Es ist ein Zusatzgeschäft.“

Die beiden Betreiber-Unternehmen - neben „Accor“ der Gerätehersteller „secunet“ - investieren zusammen mehr als eine Million Euro in die „Wiesn Card“ und hoffen auf eine erfolgreiche Feuertaufe beim größten Volksfest der Welt.

„Wenn die Karte auf der Wiesn ein Erfolg ist, dann funktioniert sie überall“, erklärt Aubry. Sein Unternehmen will mit der „Wiesn Card“ ein „Bekenntnis an München“ ablegen, aber auch den Grundstein setzen für ein weltweit neues Bezahlsystem.

Dies ist der Grund für das Engagement, das die Firma „Accor“ in die „Wiesn Card“ steckt. Einen besseren Test für die einfache und schnelle Handhabung der Karte als die Wiesn mit den vielen kleinen Beträgen, unterschiedlichen Preisen und den wohl sechs Millionen Besuchern, gibt es wohl nicht. Später soll die Technologie, die sich Aubry nicht nur in Karten, sondern auch in Uhren und Armbändern vorstellen kann, weltweit in geschlossenen Handelskreisen zum Einsatz kommen und Einkauf und Abrechnung erleichtern. Schon bisher sind Gutscheinsysteme und Kundenkarten neben der Hotellerie das Hauptstandbein der französischen Aktiengesellschaft „Accor“, die weltweit mit 158.000 Mitarbeiter in 140 Ländern präsent ist.

Biermarken wird die Karte übrigens nicht ersetzen, glaubt Aubry. „Das Firmentreffen im Bierzelt wird es natürlich weiterhin geben.“ Die Karte sei dabei das ideale Zusatzgeschenk zu den üblichen Brauereimarken, egal ob für Kunden, Mitarbeiter oder die ganze Familie. Kann man doch für 30, 40 oder 50 Euro Zuckerwatte essen, Lebkuchenherzen kaufen und Achterbahn fahren. Alkohol und Tabakwaren sind dagegen nicht erhältlich, die Karte ist außerhalb der Festzelte gültig.

Es wird auch nicht möglich sein, eine „Wiesn Card“ auf dem Oktoberfest zu kaufen. „Unser Gedanke ist es, den Standbetreibern und Ausstellern im Vorfeld eine gewisse Umsatzsicherheit zu geben und gleichzeitig den Besuchern einen Rabatt zu gewähren. Wir möchten zusätzliche Besucher und zusätzlichen Umsatz auf die Wiesn bringen, so der Chef von „Accor Services“. Von Maximilian Hägler

Artikel vom 26.08.2004
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