Morgen große Saisoneröffnung beim EHC München

Neue Saison – alter Erfolg?

Trainer Kink – der „Felix Magath vom EHC“ – hat noch Torwart-Sorgen. Ansonsten läuft die Vorbereitung wie geschmiert und das Ziel ist klar: Aufstieg. Auch wenn das Team noch in Trainingstrikots spielen muss.	Foto: fil

Trainer Kink – der „Felix Magath vom EHC“ – hat noch Torwart-Sorgen. Ansonsten läuft die Vorbereitung wie geschmiert und das Ziel ist klar: Aufstieg. Auch wenn das Team noch in Trainingstrikots spielen muss. Foto: fil

50 Spiele. So lange etwa wird die kommende Oberliga-Saison für den Eishockeyverein EHC München dauern. 50 harte Spiele, auf die die Spieler vorbereitet sein wollen. Das Übungsprogramm: Olympiaberg hoch rennen, endlose Runden um die Eishalle drehen, Gewichte stemmen und vor allem: Üben, üben, üben.

Derjenige, der die Spieler fast bis zur Erschöpfung durch die Eishalle und die Umgebung scheucht, ist neu beim EHC. Georg Kink, 54 Jahre alt, 45-maliger Nationalspieler und zuletzt Coach beim Oberliga-Konkurrenten Peiting. Wegen seiner Trainingsmethoden inzwischen bereits bekannt als der „Felix Magath vom EHC“. „Der Vergleich ehrt mich“, gesteht Kink, „die Vorbereitung ist wichtig, schließlich müssen die Spieler die nächsten sieben Monate Leistung bringen“.

Leistung, um das Ziel zu erreichen. Und das lautet in diesem Jahr ganz unbescheiden: „Aufstieg“. In diesem Jahr möchte der Verein das schaffen, was in der vergangenen Saison nur denkbar knapp verpasst wurde. Als Dritter beendete das „Sensationsteam“ die vergangene Oberligasaison. Traurig, dass es damals nicht geklappt hat mit dem Aufstieg, ist allerdings im Verein keiner so recht. Schließlich hätte man ihn sich sowieso nicht leisten können.

Doch jetzt scheint der Vorstand die Bedingungen geschaffen zu haben für die nächsthöhere Spielklasse: Der Sponsorenpool wurde erweitert und viele Partner unterstützen den EHC jetzt noch stärker, nicht zuletzt wegen der so positiv verlaufenen letzten Spielzeit.

Doch Geld allein ist natürlich nicht alles. Wenn die Spieler nicht die von ihnen erwartete Leistung bringen, wird es nichts mit dem Aufstieg. Zumal die Oberliga in diesem Jahr mit sechs oberbayerischen Vereinen, darunter auch Traditionsclubs wie Riessersee und Rosenheim, nicht nur attraktiver, sondern wohl auch stärker einzuschätzen ist als in der abgelaufenen Spielzeit.

Um nach oben zu kommen, wurde der Kader kräftig verstärkt: Neben dem guten Spielergerüst – von Vorgänger Michael Eibl übernommen – stehen Kink sechs neue Spieler zur Verfügung, darunter der 30-jährige Kanadier Mike Burman, der die vergangenen zwei Jahre in der Zweiten Liga verteidigte und davor schon einige Spielzeiten in der italienischen „Serie A“ gespielt hat. Außerdem hat Coach Kink von seinem ehemaligen Arbeitgeber Peiting seinen Sohn George Kink (22) und den 20-Jährigen Stürmer Florian Vollmer, beide mit Zweitligaerfahrung, mitgenommen.

Die Peitinger Fraktion im Verein verstärkt der neue EHC-Manager Christian Winkler. Nach rund zehn Tagen Training ist Kink recht zuversichtlich: „Das ist eine gute Truppe.“ Das erste Testspiel gegen den Zweitligisten Landshut, immerhin schon vier Wochen auf dem Eis, ging lediglich mit 2:3 verloren. Das verheißt eigentlich Gutes für die kommende Saison. Trotzdem, ganz sorgenfrei ist Kink nicht: „Unser Kader ist recht klein, mir stehen gerade einmal 21 Spieler zur Verfügung.“ Zumal sich der als Nachfolger für den nach Duisburg gewechselte Goalie Patrick Koslow geholte Kevin Kühnhackl, gleich am zweiten Trainingstag einen Muskelfaserriss zugezogen hat. „Das darf eigentlich nicht passieren.

Nicht so früh in der Vorbereitung“, wundert sich Kink, dem der Ausfall gar nicht recht ist. „Jetzt haben wir mit Joey Vollmer nur einen Torhüter und das ist sehr gefährlich. Letztes Jahr hat der sich schließlich immer mit dem Koslow durchgewechselt.“ Kink möchte nun einen neuen Torhüter verpflichten, so schnell wie möglich: „Das ist eine der wichtigsten Positionen, da brauchen wir sowieso drei Stück. Das habe ich dem Vorstand auch schon gesagt.“

In Momenten wie diesen, wird der sonst so nett und charmant plaudernde Kink resolut und bestimmt. Dann verfärbt sich Kinks Sprache, der sonst nur mit leichtem Akzent spricht, deutlich ins Bayerische. Er sagt dann auch Sätze wie: „Sportlich gesehen, habe ich hier die meiste Ahnung“ oder „Wir betreiben hier alle einen riesigen Aufwand. Ich kann doch nicht zulassen, dass das alles wegen nur einer Position kaputt gemacht wird.“ Er möchte diesen zusätzlichen Torhüter. Wenn er ihn nicht bekommt, wird es den ersten Krach geben im Verein, das scheint klar.

Aber sonst ist der Neue zufrieden. „Die Spieler hängen sich rein und ich freue mich auf die Saison.“ Doch bis es soweit ist, heißt es beim EHC noch: Trainieren, fast bis zum Umfallen. Kink hat seine Spieler zu einem einwöchigen Trainingslager in der Eishalle einberufen: Jeden Tag stehen die Cracks von neun Uhr bis 19 Uhr auf dem Eis, nur mittags dürfen sie nach Hause zum Schlafen.

Mit dabei in der Eishalle ist auch jemand, den Kink „schwarze Perle“ nennt und der zu Recht als Eishockey-Exot bezeichnet werden darf: Diego Araujo. Der Brasilianer, der in Kanada aufgewachsen ist, hat im Sommer bei der Inline-Hockey-WM in Bayern gespielt und hat sich selbst beim EHC angeboten. Dass er bleiben darf, ist aber eigentlich unwahrscheinlich: „Eigentlich wollten wir die fünfte Ausländerstelle noch nicht besetzen. Aber das ist ein sehr guter, sehr interessanter Spieler.“

Der EHC wäre, wenn Araujo verpflichtet werden würde, wahrscheinlich der brasilianischste Eishockeyverein Deutschlands. Schließlich ist Kapitän Fabian von Schilcher Halbbrasilianer. Vielleicht heißt es also bald: „Samba de Munich“ in der Olympia-Eishalle.

Bevor die Pflichtspiele am 12. September mit dem Pokalknaller gegen die Eisbären Berlin beginnen, lädt der Verein am morgigen Sonntag um 15 Uhr alle Fans, Freunde und Förderer des EHC München zur Saisoneröffnungsparty in die Eishalle ein. Neben einem großen Showprogramm (u.a. werden 25 Flüge nach Kanada verlost), mit der Vorstellung des neuen EHC-Liedes „Du wirst immer unser Leben sein“ und der Möglichkeit, die Eishockey-Cracks aus nächster Nähe zu betrachten, steigt ab 18 Uhr das nächste Vorbereitungsspiel gegen die Landshut Cannibals.

Ab sofort können Sie übrigens alle Geschichten und Themen rund um den EHC München aktuell unter ehc.wochenanzeiger.de finden. Beachten Sie bitte auch unsere Dauerkartenaktion. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 26.08.2004
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