Münchner Ästheten proben luftiges Parteiengezänk

Hoch, aber nicht ganz so

Münchner Himmelsstürmer versammelt. Und bald noch mehr? 	Collage: clash

Münchner Himmelsstürmer versammelt. Und bald noch mehr? Collage: clash

„Und plötzlich hast hinten einen Spargel raushängen.“ Der CSU-Stadtrat Richard Quaas hat in der vergangenen Woche mit einfachen Worten die aktuellen Münchner Ängste und Diskussionen auf die Spitze getrieben. Denn während die meisten Stadtpolitiker in den Ferien weilen – OB Christian Ude etwa in seinem Ferienhaus auf Mykonos – streiten sich die verbliebenen Großstadtästheten darüber, wie hoch sie denn nun werden sollen, die künftigen Münchner Hochhäuser.

Alt-OB Georg Kronawitter (SPD) sieht bereits seit einiger Zeit die Frauentürme als Höchstgrenze an und liegt mit seinem aktuellen Nachfolger deswegen im Clinch. Jetzt mischt auch noch die CSU mit: Im Feriensenat des Stadtrates am letzten Mittwoch schlug deren Fraktion ein Ratsbegehren zum Hochhaus-Bürgerentscheid vor. Kernpunkt: Eine umfassende Neuausrichtung der städtischen Hochhauspolitik; schließlich seien Hochhäuser „Ausdruck einer lebendigen Stadt“.

Auch die SPD sieht in der großgewachsenen Architektur Möglichkeiten „Akzente zu setzen und Orientierung“ zu geben. Dem CSU-Vorschlag wollten die Sozialdemokraten aber dennoch nicht zustimmen. Grund: Die CSU sei ganz schön ins Schlingern gekommen, so SPD-Fraktionsvize Christine Strobl. Deren Begehren sei nur dazu da, eine „gespaltene und zerstrittene“ CSU-Fraktion auf einen „unbestimmten Nenner“ zu bringen.

Die CSU wollte, dass bei dem Bürgerentscheid im November zur Zukunft der Münchner Hochhausplanungen nicht nur über den Kronawitter-Entwurf abgestimmt wird (99-Meter-Grenze), sondern auch über ein zweites Begehren, das der Stadtrat eingebracht hätte. Dieser Entwurf hätte vorgesehen, zwar durchaus einiges zu schützen (die Silhouette der Altstadt, die Sichtbeziehungen, Randgebiete, Denkmäler und gar die Alpenkulisse), dennoch sollte nach den Wünschen der CSU auch ein bisserl Platz für „Hochhaus-Ensembles“ gelassen werden. Dort wären dann möglichst „ästhetische“ oder gar „künstlerische“ Bauten zum Stehen gekommen.

Doch weil die SPD der CSU nicht so recht folgen wollte, gibt es nur einen Bürgerentscheid. Vielleicht ist das auch besser so. Vor allem in Sachen Auswertung. Wie das Presseamt auf Anfrage erläuterte, hätten die Bürger nicht „entweder-oder“, sondern über zwei Begehren abstimmen müssen. Beide Begehren hätten damit eine Mehrheit an Ja-Stimmen bekommen können – ein „schwieriges“ Ergebnis in den Augen der Stadtverwaltung.

Ein Grund mehr, wieder auf den Boden der straßennahen Architektur herunterzukommen, tun sich doch vor allem dort Bausünden auf. Das gibt auch der CSU-Fraktionsvize Richard Quaas zu, der sich freut, dass „endlich wieder eine Architekturdebatte in Gang kommt“. In seinen Augen sollte die Stadtbevölkerung viel mehr diskutieren, was „generell“ gebaut wird. „Viele Leute erschrecken etwa, wenn sie an den neuen Bauten der Nordheide ankommen – obwohl das niedrige Höhen sind.“ Von Maximilian Hägler

Artikel vom 26.08.2004
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