Multimedia-Modellprojekt »KommIT« fördert Mädchen aus dem 13. Stadtbezirk

Keine Scheu vor Bytes

Kreativ arbeiten und gestalten mit dem Computer, das lernen Mädchen in den speziell auf sie zugeschnittenen IT-Clubs des Vereins »KommIT«. 	Foto: Ulla Berlin

Kreativ arbeiten und gestalten mit dem Computer, das lernen Mädchen in den speziell auf sie zugeschnittenen IT-Clubs des Vereins »KommIT«. Foto: Ulla Berlin

Bogenhausen · Noch wird die »Cyberwelt« zwar großteils von Männern dominiert. Doch ein Münchner Modellprojekt, unterstützt von der Fachhochschule München, der Arbeitsagentur München und dem Freistaat, stellt seit drei Jahren die Weichen für mehr Chancengleichheit in der IT-Branche (IT steht für Informations-Technologie).

»KommIT. Frauen in IT und Multimedia« will Frauen und Mädchen für einen zukunftsorientierten Umgang mit den neuen Medien begeistern sowie langfristig das Berufswahlspektrum von Mädchen in Richtung Technik erweitern – das scheint auch im 13. Stadtbezirk zu fruchten.

Um vermeintliche Technikbarrieren bei Frauen zu überwinden, wurden IT-Clubs speziell für Mädchen an insgesamt 24 Münchner Realschulen und Gymnasien initiiert, darunter im Münchner Osten am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium und an der Helen-Keller Realschule. »An der Realschule in der Fürkhofstraße besteht auch Interesse den IT-Club für Mädchen im kommenden Schuljahr als Wahlfach einzuführen«, weiß Luitgard Koch von »KommIT«. Dafür hat der Verein, der sich nach den drei Modelljahren selbst tragen muss, beim Bezirksausschuss Bogenhausen (BA 13) eine Förderung über 1400 Euro beantragt. Der BA will darüber im September verhandeln. Paula Sippl, Vorsitzende des Unterausschusses Jugend und Kinder, hält das Mädchen-Projekt jedenfalls für »außergewöhnlich« und förderungswürdig.

Total fremd ist die Welt der Bits und Bytes für die meisten Mädls natürlich nicht: sie besuchen bereits IT-Kurse in der Schule, surfen zuhause im Internet und daddeln Computerspiele wie ihre männlichen Altersgenossen. Doch durch den speziell auf Mädchen zugschnittenen IT-Kurs können sie unter kompetenter weiblicher Anleitung in aller Ruhe neue Programme kennenlernen. Was den Mädls dabei besonders gefällt: wie man kreativer mit dem grauen Kasten arbeiten kann, etwa einen selbst gedrehten Film bearbeiten und schneiden. Was Hardware oder Speicherkapazitäten angeht, macht den geschulten Mädchen nun kaum ein Junge mehr was vor.

Johanna Bartos, Sabrina Keck und Stephanie Parnickel, die den IT-Club für Mädchen an der Fridtjof-Nansen-Realschule besucht haben, glauben jedenfalls nicht an einen echten Wissensvorsprung der Jungs: »Ich kenne mich besser aus als manche Jungen«, ist sich Stephanie sicher, »denn die haben zu wenig Geduld und wollen meist nur Musik runterladen.« Eine, die sich bereits in die IT-Welt gewagt hat, ist Katalin Seböck. Mit 25 Jahren wechselte sie von der Mode- in die Computerbranche, nach einer Ausbildung an einer Multimediaakademie. »Ich dachte, die Welt läuft an mir vorbei: Ich hatte null Ahnung vom PC, konnte gerade mal ›Word‹ aufmachen.« Heute ist die 29-Jährige Projektleiterin beim EDV-Dienstleister Haiberg. Technisches Verständnis sei aber Voraussetzung dafür.

Ob sie auch in der IT-Branche arbeiten wollen, wissen die Schülerinnen noch nicht, vor der männlichen Konkurrenz haben sie aber keine Angst: »Ich glaube nicht, dass sich Jungs mehr für Computer interessieren«, meint Sabrina, »Mädchen finden Computer genauso gut. Man muss ihnen nur eine Chance geben, es auszuprobieren.«

Artikel vom 17.08.2004
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