Die Zukunft der Künstler auf dem Domagkgelände ist weiterhin unsicher

Bedrohtes Kleinod

Das Domagkgelände auf der ehemaligen Funkkaserne – eine wertvolle Idylle, wie sie in München zu selten ist.  Foto: sil

Das Domagkgelände auf der ehemaligen Funkkaserne – eine wertvolle Idylle, wie sie in München zu selten ist. Foto: sil

Schwabing · Vor gut hundert Jahren wurde hier noch königlich-bayerisch der Golfschläger geschwungen. Später zogen Militärfunker auf das Areal, die schließlich von Dutzenden Künstlern abgelöst wurden: Das Domagkgelände ist mittlerweile ein Münchner Kleinod, wo sich Leben und Arbeiten verbinden.

Ob dies jedoch so bleiben wird, ist fraglich. Die Stadt München will dort ein neues Wohn- und Gewerbegebiet entstehen lassen. Fünf der zehn Künstlerhäuser sollen jetzt schon mal den Platz räumen. Für das Weiterbestehen von Haus 33, 35, 38, 39 und 16 kämpft Yola Grimm als Sprecherin der Mieter. Die Künstlerin forderte in der vergangenen Bürgerversammlung des Bezirks Schwabing den Erhalt des Domagkgeländes.

»Das sind nicht nur gut ausgebildete Künstler, sie leisten auch Kulturarbeit und soziale Integration«, argumentierte Grimm. Nur wenn die Gestaltungsräume erhalten blieben, könne kulturelle Qualität weiter gegeben werden und gleichzeitig ein »gering subventionierter Kulturpark für Arm und Reich, für Alt und Jung« bestehen bleiben. Außerdem stelle sich für sie die kritische Frage: »Wie realistisch sind neue Arbeitsplätze, wenn überall in München Gewerbeflächen leer stehen?«

Die Funkkaserne wurde 1993 von den letzten Soldaten verlassen. Es entwickelte sich die europaweit größte Künstlerkolonie mit inzwischen etwa 250 Künstlern aus 28 Nationen in zehn Gebäuden. Sie veranstalten alljährlich die »Domagktage«, viele Ausstellungen, Lesungen und Konzerte. Für Lars Mentrup sind in erster Linie die zeitlich begrenzten Mietverträge der Künstler ein Grund zur Sorge. Er war lange Zeit Sprecher der Kunstvereine des Domagkgeländes. »Die Künstler hausen in einer Zwischenlösung und schrecken vor größeren Investitionen zurück, die viele gerne machen würden«, erklärt Mentrup. Für die Zukunft erhofft er sich einen Erbpachtvertrag mit der Stadt und damit Sicherheit für die Mieter. Wie es weiter geht, ist unklar.

»Die Überarbeitungsphase ist noch nicht so weit, dass wir sagen können, was mit den Ateliers geschehen wird«, erklärte Kerstin Oertel vom Planungsreferat. Sie versprach: »Wir werden aber das Beste für die Künstler tun.« Da das Areal dem Bund gehöre, sei noch nicht sicher, welche Fläche der Stadt zur Verfügung gestellt werde. Gewiss ist deswegen erst mal nur der Aufschub: Das Planungsreferat hat sich dafür entschieden, dass die Künstler ein Zwischennutzungsrecht bis 2007 bekommen.

Artikel vom 05.08.2004
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