Albrecht Ackerland über Girls und Ganja

"Da schau her"

Was war das schon wieder für eine Aufregung. Keine Minute kann man entspannt am Eisbach liegen, ohne dass es einem die Zahlen und Meldungen vor die Augen haut.

Immerhin war alle Aufregung positiv, weil dauernd aufs Neue rauskommt, dass München die mindestens beste Stadt der Welt ist. Nur womit anfangen? Ach so, ja, Eisbach. Ich fühle mich zwar gesund genug, und doch rutschte mir die neue „Men´s Health“ vor die Linse - ein Männermagazin, das weder mit schönem Layout, klugen Texten oder besonders hilfreichen Tipps glänzt. Zumindest bekräftigt das Heft nun mit einer Studie den Glanz Münchens. Weil´s so schön ist, weil ich das alles schon wusste und weil es ein ausformulierter und numerischer Genuss ist, bleibt mir erst mal nichts als das Zitieren des Männer-Heftls: „In München finden Männer die meisten attraktiven Frauen Deutschlands.

Die Münchnerin ist in fünf von sieben Schönheitsdisziplinen unübertrefflich: lange Beine, große Augen, sinnliche Lippen, blonde lange Haare und Body-Maß-Index.“ Zum Dahinschmelzen. Jetzt aber kommt’s dicke: „In Sachen Busen präsentiert sich das schöne Geschlecht im weiß-blauen Freistaat sogar als Doppelspitze: 28,3 Prozent aller Frauen in Bayern und 27 Prozent der Münchnerinnen haben eine Ideal-Oberweite zwischen 96 und 104 Zentimeter.“ Yeah.

Ich lag also am Eisbach, ließ mich beglücken vom Anblick der 110cm-Beine, der 100cm-Brüste, der 6cm-Augen und der strahlend blonden 50cm-Mähnen, und ich musste an letzten Sommer denken. Damals fand ein anderes Herrenheft, der Playboy, heraus, dass 29 Prozent aller Deutschen den bayerischen Dialekt als besonders erotisch empfanden. Mann, was haben wir es schön in München!

Neben mir saßen sechs, sieben Mädels und Jungs, alle um die Sechzehn. Sie schienen sich auch sehr über München zu freuen, tranken Augustiner, drehten sich einen Joint und unterhielten sich über die Niederbayern-Inszenierung im Volkstheater. Bildungsbürgerkinder. Ich schloss beruhigt die Augen.

Dann kam mir die neue Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO in den Sinn. Nach der sind die deutschen Jugendlichen Weltmeister im Saufen und Zudröhnen: 46 Prozent trinken und 18 Prozent kiffen mindestens einmal in der Woche. Das beschäftigte auch den Münchner Stadtrat. Es wurde gefragt, ob das denn auch für die Münchner Kids gelte. Und siehe da: Sozialreferent Graffe fand beim Kramen im Archiv eine erst vier Jahre alte Schülerbefragung, die so genannte KFN-Studie. Die ergab, dass in München nicht mal sechs Prozent regelmäßig Alkohol trinken oder Hasch rauchen.

So grandios ist der Münchner Sommer: Bier ist kein Alkohol. Freiland-Gras aus Niederbayern ist keine Droge. Und die Frauen sind die Schönsten der Welt.

Artikel vom 19.08.2004
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