Schwabinger äußern bei Bürgerversammlung Unmut über geplante Tramlinie 23

»Sie reden doch Käse«

Von der Funkkaserne zur Münchner Freiheit soll die Tram 23 fahren. Sehr zum Unmut der Anwohner, die Lärm und Vibration fürchten.	Fotomontage: MVG

Von der Funkkaserne zur Münchner Freiheit soll die Tram 23 fahren. Sehr zum Unmut der Anwohner, die Lärm und Vibration fürchten. Fotomontage: MVG

Schwabing · Verkehr bewegt. Zumindest die Gemüter. Auf der letzten Schwabinger Bürgerversammlung wollten sich einige Bürger partout nicht mit der positiven Entscheidung des Stadtrates für die neue Tram 23 abfinden. Diese Linie soll den Norden Schwabings mit der Münchner Freiheit verbinden.

Besonders engagiert war dabei die Bürgerinitiative »Perspektive Münchner Freiheit«. Vertreterin Lisa Siegelmann erklärte, dass eine Befragung von »tausenden Schwabingern« durch die Bürgerinitiative ergeben habe: Schwabing will keine Tram.

Deshalb solle es erst einen Workshop zur Umgestaltung der Münchner Freiheit geben und dann über ein optimales Verkehrskonzept entschieden werden. »So kann sich der Bürger eine Vorstellung machen und eine einseitige Darstellung ist ausgeschlossen«, erklärte Siegelmann den Wunsch.

Zumindest die anwesenden Bürger glauben, dass die Tram den Stromverbrauch erhöht, Lärm und Vibrationen bringt, Chaos verursacht durch neue Ampelanlagen und mit 43 Millionen Euro viel zu teuer ist. Die Parkstadt Schwabing sei im Übrigen bereits durch einen Bus angebunden. Angelika Rauch, ebenfalls aktiv in der Bürgeriniative, forderte deshalb, die Planung der Tram zu stoppen, um die Münchner Freiheit nicht zum Umsteigebahnhof verkommen zu lassen.

Stadt und MVG planen, dass die neue Tramlinie 23 spätestens Anfang 2006 ihre Bahnen durch Schwabing ziehen soll. Die Strecke wird am Frankfurter Ring in Höhe der ehemaligen Funkkaserne beginnen und entlang der ehemaligen Güterbahnstrecke nach Süden bis zum Parzivalplatz verlaufen. Von dort aus geht es weiter über die Leopoldstraße zur Münchner Freiheit.

Grund dafür ist die Entwicklung des Schwabinger Nordens zu einem neuen Wohn- und Gewerbegebiet, das zwischen Frankfurter Ring und Schenkendorfstraße geplant ist. Insgesamt etwa 17.000 Arbeitsplätze und Wohnungen für mehr als 6.000 Menschen sollen dort entstehen. »Sicher ist, dass diese Pläne mit einer Erschließung nur mit Bussen nicht genehmigungsfähig gewesen wäre«, versuchte Constanze Lindner-Schädlich zu erklären.

Doch die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion und Leiterin der Versammlung hatte es nicht leicht: »Sie reden doch Käse«, wurde ihr unterstellt. Auch Arne Petersen von der Münchner Verkehrsgesellschaft kämpfte gegen den Bürgerunwillen: »Die Busse werden die Nachfrage nicht mehr abdecken können.« Und überhaupt: »Der Stadtrat hat im Juli 2003 entschieden, das Projekt Tram 23 zu realisieren.«

Einzige Hoffnung also für die Bus-Freunde: Mitte September besteht Gelegenheit, Einblick in die Planungsunterlagen zu nehmen und schriftliche Einwendungen vorzubringen. Silvia Glas

Artikel vom 29.07.2004
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