Nach der Sperrzeitverkürzung seit April häufen sich die Anwohnerbeschwerden

Die Putzstunde ist zu kurz

24 Stunden offen – für Touristen und Nachtschwärmer ist das der Traum. Für manche Innenstadtanwohner ist es dagegen ein Graus.	Foto: clash

24 Stunden offen – für Touristen und Nachtschwärmer ist das der Traum. Für manche Innenstadtanwohner ist es dagegen ein Graus. Foto: clash

Zentrum · Für den bayerischen Innenminister Günther Beckstein ist es »ein weiterer Schritt der Deregulierung und Entbürokratisierung mit Augenmaß«, für die Münchner Innenstadtanwohner ist es Anlass zur Beschwerde. Die Rede ist von der Sperrzeit für Gaststätten, die in München bereits seit 1. April auf eine »Putzstunde« zwischen 5 und 6 Uhr reduziert ist. Am Dienstag erklärte Beckstein, dass sich die verlängerten Öffnungszeiten bewährt hätten und deshalb künftig im gesamten Freistaat gelten sollen. Eine beinahe unumkehrbare Entscheidung, die gerade in den Münchner Innenstadtbezirken auf wenig Gegenliebe trifft.

In der letzten Bürgerversammlung der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wurde sogar ein Antrag auf Rücknahme der neuen Regelung mehrheitlich angenommen.

»Nur wenige Bürger haben dem widersprochen«, erklärt der dortige Bezirksausschuss-Vorsitzende Alexander Miklosy. Bis April wurde im Einzelfall per Ausnahmegenehmigung über eine Sperrzeitverkürzung entschieden, ein Verfahren das alle Innenstadt-Bezirke wieder einführen möchten, wie Wolfgang Püschel vom benachbarten Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) erklärt: »Es ist nicht gut, mit der Gießkanne über die Öffnungszeiten zu entscheiden. In der Innenstadt ist Konsens, dass wir die alte Regelung wieder haben wollen.«

Denn schon bisher hätten die dortigen Bezirke viele Rund-um-die-Uhr-Genehmigungen erteilt und seien nicht als Verhinderer des Nachtlebens aufgetreten.

Im Gegenteil: Seit der Neuerung würden Wirte an ihn herantreten und sich über die wenigen Gäste zu Nachtstunden beklagen.

Ein Punkt, den Frank-Ulrich John vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband nicht nachvollziehen kann: »Ein Wirt ist Unternehmer genug, um über seine Öffnungszeiten selbst zu entscheiden.« Vorteile sieht der Verbandssprecher dagegen in der Entzerrung der Wirtszeiten, früher habe es um ein Uhr »eine Rush Hour« gegeben, das sei nun nicht mehr der Fall.

Auch das gestrenge Kreisverwaltungsreferat als zuständige Aufsichtsbehörde kann im Gegensatz zu einigen Anwohnern und den Bezirkspolitikern kein großes Problempotenzial in der Sperrzeitverkürzung erkennen. Obwohl man noch sensibler und restriktiver geworden sei, gebe es im ganzen Stadtgebiet »keine Häufung« von Beschwerden. Für Miklosy kein Wunder: »Viele Bürger sind es leid, entweder erfolglos oder als vermeintlich notorische Nörgler tätig zu werden.« Max Hägler

Artikel vom 22.07.2004
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