Die »Jungen Riederinger Musikanten« im Volkstheater

Traditionell und doch anders

von links: Joseph und sein Bruder Franz Staber, Andreas Engelmann, Martin Weyerer und Maximilian Brückner im »Räuber Kneißl«.	Foto: Johannes Seyerlein

von links: Joseph und sein Bruder Franz Staber, Andreas Engelmann, Martin Weyerer und Maximilian Brückner im »Räuber Kneißl«. Foto: Johannes Seyerlein

Maxvorstadt · Sie spielen altbayerische Blasmusik, aber Schunkelschlager wird man von ihnen bestimmt nicht hören. Nicht, dass sie es nicht könnten, sie wollen schlichtweg nicht. Trotzdem sorgen die »Jungen Riederinger Musikanten« bei zwei Inszenierungen im Münchner Volkstheater für ganz schön gute Laune – auch für Leute, die ansonsten wenig anfangen können mit derartigem Sound.

Live zu erleben am 1. Juli in der »Geierwally« und im »Räuber Kneißl« am 6. und 7. Juli (beide das letzte Mal in dieser Spielzeit in der Brienner Straße 50, jeweils 19.30 Uhr). Aber: »Für Stimmung garantieren wir nicht!«, betont Joseph Staber. Denn die neunköpfige Combo zwischen 18 und 25, bestehend aus den Staber-Geschwistern Joseph, Franz und Agnes, den Brückner-Brüdern Dominikus und Florian, Martin Weyerer, Andreas Buntscheck, Franz Maier und Andreas Engelmann, macht Volksmusik nicht nur zur Gaudi und nicht nur auf der Theaterbühne.

In 14-köpfiger Besetzung spielen sie auch bei Festen oder in der Kirche. Die »Riederinger« sind zwar Laienmusiker, betreiben das Ganze aber mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, erzählt Staber, der gerade seinen Meister als Zimmerer geschafft hat und nach zwei Jahren in München wieder daheim in Riedering wohnt, wie übrigens auch seine anderen Musikerkollegen. Für sie ist es ganz normal, Volksmusik zu machen, meint der 24-Jährige Staber, denn sie sind mit dieser Musik und Kultur aufgewachsen. Und zwar in Riedering. Das Dorf am Simssee im Landkreis Rosenheim spielt in der Geschichte der Volksmusik in Bayern eine herausragende Rolle. Schon in den 30er Jahren ist es durch die gleichnamigen Riederinger Buam bekannt geworden. Auch der Volksliedsammler Kiem Pauli ist hier oft gewesen.

Die »Jungen Riederinger Musikanten« führen diese Tradition fort. 1992 von den Riederinger Familien Staber und Brückner gegründet und schon seit 1989 mit einem Krippenspiel zu einiger Berühmtheit gelangt, heben sie sich seitdem mit einer guten musikalischen Ausbildung und einem ambitionierten Repertoire von der üblichen Bierzeltmusi ab. Dabei setzen sie auf das eine oder andere ungewöhnliche Instrument. Neben Flügelhörnern (vom Ton her leichter als eine Trompete) finden sich neben, natürlich auch einer Tuba, auch Waldhörner. »Darauf sind wir sehr stolz«, erzählt Staber, der selbst Flügelhorn und Steirische Ziehharmonika spielt, »denn das ist ein sehr edles Instrument, das man eigentlich eher in einem klassischen Orchester als in einer Blaskapelle vermuten würde.«

Auch was das »G’wand« angeht, bleiben die »Riederinger« zwar dem Original verpflichtet, aber mit einem Tick ins Unkonventionelle. Die strengen Kleiderregeln der Trachtenvereine hätten sie schon immer ein bisschen unterlaufen, meint Staber: mit etwas anderen Hüten zum Beispiel, um einen Uniformcharakter zu vermeiden. »Wir haben uns den Stil von alten Fotos runterg’schaut.« Auch dass die »Riederinger« auf der Theaterbühne stehen und im Rahmen der Inszenierung etwa in der »Geierwally« Clownsnasen zum Plattler tragen, das fänden die hehren Hüter bayerischer Volkskultur doch etwas suspekt, so Staber.

Etwas unorthodox sind die »Riederinger« bei einer weiteren Leidenschaft: Wenn sie am 1. Juli auf der Bühne stehen, wird dahinter ausnahmsweise ein Fernseher laufen, verrät Staber. Schließlich ist Fußball-EM. Sicher werden sie dann den aktuellen Spielstand ans Publikum durchgeben – auf ihre eigene Art und Weise. Michaela Schmid

Artikel vom 01.07.2004
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