Noch immer haben Schwule und Lesben Probleme

Alltägliche Diskriminierung

Der Regenbogen als Lebenseinstellung: Einige Münchner kommen immer noch nicht mit Schwulen und Lesben zurecht, ergab eine Umfrage der Stadt.

Der Regenbogen als Lebenseinstellung: Einige Münchner kommen immer noch nicht mit Schwulen und Lesben zurecht, ergab eine Umfrage der Stadt.

Das darf doch nicht wahr sein! Immer noch müssen sich Lesben und Schwule in München mit Vorurteilen, Beschimpfungen und sogar tätlichen Übergriffen ihrer heterosexuellen Mitmenschen herumplagen. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt die Studie „Unter’m Regenbogen – Lesben und Schwule in München“, die am vergangenen Montag vorgestellt wurde.

Für die europaweit einmalige Befragung wurden 2.500 Münchner Schwulen und Lesben zu ihrer Lebenssituation befragt. Besonders brisant: Insgesamt 60 Prozent aller Befragten gaben an, wegen ihrer sexuellen Orientierung schon einmal Opfer von Diskriminierung geworden zu sein, 20 Prozent mussten sogar Gewalt erleiden. Mehr als fünf Prozent der Befragten wurden sogar mehrmals zusammengeschlagen oder angepöbelt.

„Dass so viele Homosexuelle von Diskriminierung betroffen sind, hat uns dann doch sehr überrascht“, bewertete Andreas Unterforsthuber von der städtischen „Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ die Ergebnisse der Studie. Auch OB Christian Ude hält die Studie für notwendig, um zu beweisen, dass „Lesben und Schwule leider immer noch nicht richtig akzeptiert“ werden.

Dabei rühmt sich München eigentlich, eine homosexuellenfreundliche Stadt zu sein: Der Christopher-Street-Day lockt jedes Jahr Zehntausende Münchner auf die Straße, mit Thomas Niederbühl sitzt seit Jahren ein Mitglied der schwullesbischen Partei „Rosa Liste“ Seite an Seite mit SPD und Grünen-Abgeordneten im Stadtrat. Zugleich kümmert sich eine Koordinierungsstelle um gleichgeschlechtliche Partnerschaften und in einem guten Monat starten die „Eurogames“ – die europaweiten schwullesbischen Sportmeisterschaften –in München.

OB Christian Ude hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er viel davon hält, dass es eine homosexuelle Szene gibt in der Landeshauptstadt, jahrelang hat er auch für die so genannte „Homo-Ehe“ gekämpft. Und mit dem Glockenbachviertel gibt es sogar ein ausgewiesenes „Regenbogenviertel“ in der Stadt. Und trotzdem scheint es Probleme zu geben. Große sogar: Nicht nur, dass die Homosexuellen in der Stadt sich diskriminiert fühlen, sie fühlen sich auch schlecht betreut.

Vor allem das Thema „Einsamkeit im Alter“ scheint entscheidend zu sein: 90 Prozent aller Befragten haben Angst davor, im Alter zu vereinsamen, genau so viele fürchten zudem, dass Altersheime und Pflegeeinrichtungen nicht kompetent seien im Umgang mit Homosexuellen. „Die Schwulenszene ist jung, dynamisch und körperbewusst. Das Thema Alter wird verdrängt“, stellt OB Ude fest, ohne konkrete Lösungsansätze geben zu können. Diese soll nun eine Gruppe aus Mitarbeitern des Amtes für soziale Sicherung und Vertretern der schwullesbischen Szene erarbeiten. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 24.06.2004
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