Am 9. Juni vor 60 Jahren: Erster Angriff der Alliierten über Berg am Laim

Als die Bomber kamen...

1944 zerstört, 2001 neu eingeweiht: die Echardinger Kapelle. Jeden ersten Samstag im Monat ist sie im Sommer von 10 bis 12 Uhr geöffnet.	Fotos: Privat, ms

1944 zerstört, 2001 neu eingeweiht: die Echardinger Kapelle. Jeden ersten Samstag im Monat ist sie im Sommer von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Fotos: Privat, ms

Berg am Laim · Genau heute vor 60 Jahren, am 9. Juni 1944, fielen Bomben auf Berg am Laim. Wenige Tage nach dem D-Day, der ein Wendepunkt des Krieges war, kam die Gewalt, die ursprünglich von Deutschland ausgegangen war, zurück. Es traf in erster Linie die Großstädte, natürlich auch München.

Und so gehörte unter anderem Berg am Laim zu den Zielen der alliierten Luftstreitkräfte, die in der Zeit von 9.22 Uhr bis 11.02 Uhr die Bahnlinien im Nordosten komplett zerstören wollten. Für die Bewohner in Berg am Laim war das der erste schreckliche Angriff. 21 Menschen, die sich in einen der wenigen Berg am Laimer Luftschutzkeller im Pfarrhaus von St. Michael an der Baumkirchner Straße geflüchtet hatten, wurden dabei getötet.

Zudem wurde die Kapelle an der Echardinger Straße zerstört. Daran möchten die Pfarrei St. Michael und der Kapellenverein in einer Gedenkveranstaltung am heutigen 9. Juni erinnern. Nach der 19-Uhr-Messe in St. Michael um 19 Uhr (also etwa um 19.45 Uhr) geht es zum Gedenkkreuz an der Baumkirchner Straße 26, wo den Opfern in Berg am Laim und Kriegsopfern allgemein gedacht werden soll. Zeitzeugen werden erzählen, wie es damals war.

Nora Spang, seit kurzem Vorsitzende des Kapellenvereins erinnert sich noch. »Auf einmal war die Kapelle weg.« Regelmäßig ist die kleine Nora an dem kleinen Kirchlein an der Echardinger Straße vorbeispaziert auf ihrem Weg vom Elternhaus in Ramersdorf zur geliebten Oma in Berg am Laim. 196 Jahre war die Kapelle dort alltäglicher, vertrauter Anblick für viele Generationen gewesen. Die sogenannte Mayer- oder Altöttinger-Kapelle (weil darin eine Marienfigur wie in Altötting stand) wurde 1748 von dem Großmayerbauern von Echarding (damals noch ein eigenständiger Ort) gestiftet. 1944 wurde die Kirche dann komplett zerstört. Doch einige Berg am Laimer wollten ihre Echardinger Kapelle zurück und dank der engagierten Mithilfe vieler Bürger konnte im Mai 2001 an gleicher Stelle eine neue, dem Original angelehnte, Kapelle geweiht werden.

Darin steht im Inneren wie im Vorgängerbau eine Marienfigur im Stile der Altöttinger Madonna. Dabei geht die Idee einer neuen Kapelle vor allem auf das Engagement eines Berg am Laimers zurück: Robert Peklo.

Unermüdlich hat er über Jahre Geld für den Bau gesammelt und war bis vor kurzem Vorstand des heute 50-köpfigen Kapellenvereins. Die Vereinsgründung hatte die Stadt verlangt als Eigentümerin der Fläche: Damit konnte sie dem Verein den Grund als Schenkung überlassen.

Regelmäßig finden in dem neuen Kirchlein zwar keine Messen (da nicht vom Bischof geweiht), aber Andachten statt. Die Echardinger Kapelle ist also nicht nur ein Stück Stein, sondern steht für gelebte Erinnerung, Hoffnung und Neubeginn. Michaela Schmid

Artikel vom 09.06.2004
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