Ausschuss beschließt Ende der Jugendbeteiligung

Kampf um den Jugendrat

Der Münchner Jugendrat ist wütend: „Wenn man uns wirklich herausfordern will – bitte. Aber wir werden zeigen, was in uns steckt. Und zwar so, dass es auch der letzte CSUler und die Caritas verstehen.“Foto: Jakob Wiesner

Der Münchner Jugendrat ist wütend: „Wenn man uns wirklich herausfordern will – bitte. Aber wir werden zeigen, was in uns steckt. Und zwar so, dass es auch der letzte CSUler und die Caritas verstehen.“Foto: Jakob Wiesner

Das Spardiktat der Stadt München treibt manchmal seltsame Blüten: Entgegen anders lautenden Versprechungen muss der Münchner Jugendrat Ende 2005 seine Arbeit aller Voraussicht nach einstellen.

Nur drei Tage nach der erfolgreich verlaufenen Beteiligungsveranstaltung „InsideOut 2004“ im Alten Rathaus mit mehr als 300 jungen Teilnehmern (wir berichteten), beschloss der Kinder- und Jugendhilfeausschuss der Stadt München gegen die 12 Stimmen von SPD, Grüne, FDP und des Kreisjugendrings (KJR), die Förderung der Landeshauptstadt in Höhe von 40.000 Euro Ende des Jahres einzustellen. Die 14 Mitglieder der CSU und der freien Träger (allen voran die Caritas) stimmten dem Vorschlag des Jugendamtleiters Hubertus Schröers zu, „lieber ein Projekt ganz sterben zu lassen, als zwei oder drei Projekte mehr oder weniger zu verkrüppeln“.

Der KJR als Träger des seit 2001 bestehenden Jugendrates fühlt sich durch die seltsame und seltene Eintracht zwischen SPD-geführter Verwaltung und der größten Stadtrats-Oppositionspartei vor den Kopf gestoßen. Zumal „wir nach zähem Ringen mit Herrn Schröer einen Kompromiss ausgehandelt hatten, der allen Beteiligten als beste Lösung erschien“, so die KJR-Vorsitzende Elke Geweniger. Dieser sah vor, Mittel sowohl beim Jugendrat, als auch beim Sorgentelefon „Infofon“ einzusparen und dieses Projekt auch unter neuer Trägerschaft laufen zu lassen.

Doch Schröer wollte bei der entscheidenden Sitzung nichts mehr wissen von dem Kompromissvorschlag, den auch er abgesegnet hatte: „Das ist die schlechteste Lösung“, erklärte der streitbare Jugendamtsleiter plötzlich und empfahl dem Gremium, den Jugendrat sterben zu lassen. Für Geweniger ist die Sache klar: „So kann man nicht seriös zusammenarbeiten. Das ist absolut keine Basis!“ Kampflos räumen möchte der KJR das Feld allerdings nicht: „Wir werden jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen, und wenn das nichts bringt, müssen wir sehen, wie wir vielleicht trotzdem weitermachen können.“

Nicht nur Geweniger ist von dieser Entscheidung und besonders von Schröer enttäuscht. Auch der SPD passt die Entscheidungsfindung nicht. Deswegen hat die SPD-Fraktion nun beantragt, den Entschluss des Fachausschusses durch die Stadtratsvollversammlung am 16. Juni nochmals prüfen zu lassen.

Für die betroffenen Jugendlichen, die sich Woche für Woche im Jugendtreff Maßmannbergl treffen und eigenverantwortlich ihre Projekte wie den „Discobus“, „Jugendparlament“ oder „München ist zu teuer“ weiter diskutieren und schließlich auch umsetzen wollen, ist dies vielleicht die allerletzte Möglichkeit, um auch im nächsten Jahr noch eine gewisse finanzielle Planungssicherheit zu haben. Falls sich die Stadtratsvollversammlung allerdings der Entscheidung des Ausschusses anschließt, sieht es düster aus.

Kampflos möchten die Jugendlichen das Feld allerdings auch dann nicht räumen. Getreu dem Motto des Jugendrates „Schweigen ist Silber, machen ist Gold!“ wollen die „Jugendratler“ handeln. Wie sie das verstehen, kann im Internet unter www.muenchner-jugendrat.de nachgelesen werden. Dort heißt es kämpferisch: „Wenn man uns wirklich herausfordern will – bitte. Aber wir werden zeigen, was in uns steckt. Und zwar so, dass es auch der letzte CSUler und die Caritas verstehen.“ Resignation klingt anders.

Artikel vom 03.06.2004
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