Albrecht Ackerland über Kopfschmerzen

„Da schau her“

Seit letzten Mittwoch ist Sommer, zumindest steht das so im Kalender. Das Wetter war zwar durchwachsen, eher frühlingshaft frisch, und doch nahm ich den offiziellen Sommeranfang zum Anlass, etwas flanieren zu gehen.

Der Besitzer einer bekannten italienischen Eisdiele, nahe des Gärtnerplatzes, sagte mir einmal, die Deutschen hätten keine Eiskultur. In Italien hingegen würden die Menschen viel mehr Eis essen. Zu jeder Jahreszeit, zu jeder Tageszeit, immer. Er klang so, als ob die Leute dort ausschließlich vom Eisschlecken leben.

Daran erinnerte ich mich letzten Mittwoch. Außerdem sind wir Münchner doch sowieso keine richtigen Deutschen, es heißt doch immer, unsere Stadt sei die nördlichste Italiens. So holte ich mir eine ordentliche Portion, fünf Kugeln samt Sahne – für einen Italiener eine wahrscheinlich immer noch klägliche Menge. Weil es eben noch frühlingshaft frisch war, schmolz das Eis kaum. So konnte ich es langsam genießen. Ein Glück, wie ich wenig später erfahren sollte.

Noch am selben Tag nämlich las ich von einer gerade veröffentlichten Studie einer Krankenkasse. Diese ergab, dass Schüler, die ihr Eis in fünf Sekunden herunterschlingen, häufiger über Kopfschmerzen klagen, als ihre genussvollen Klassenkameraden. Liegt es also am Eis, dass die Deutschen bei der Pisa-Studio so schlecht abschneiden? Scheinbar, denn die Italiener rangieren mit ihrer naturwissenschaftlichen und mathematischen Bildung noch weiter unten als Deutschlands Schüler. Gibt es also demnächst in Bayern nur noch Eis ab Achtzehn, wenn der Edmund und die Moni von der Studie Wind bekommen?

Zum Glück bin ich schon weit über einer solchen Altersgrenze. Der Gedanke an ein drohendes Eisverbot brachte mich dann aber doch ins Schwitzen. Eine Erfrischung musste her! Nein, kein Eis, fünf Kugeln waren genug. Ich dachte an die Münchner Variante. Denn der Italiener kann sich vielleicht nur von Eis ernähren. Was uns Münchnern jedoch zum Leben reichen kann, ist aber auch klar: Bier.

Ich bestellte mir eine Halbe, und leerte sie in fünf Sekunden. Eine Stunde später hatte ich sakrische Kopfschmerzen.

Artikel vom 03.06.2004
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