Fotografische Zeitreise in Alpine Eiswelt

Gletscher im Treibhaus

Bedrohte Gletscher in den Hochalpen, hier der Großglockner 1900.	Foto: Museum

Bedrohte Gletscher in den Hochalpen, hier der Großglockner 1900. Foto: Museum

Praterinsel · »Wer schon einmal den Zauber hochalpiner, vergletscherter Landschaften gesehen und erlebt hat, wird mir zustimmen: Wir können auf unsere Alpengletscher nicht verzichten«, so die Leiterin des Alpinen Museums, Friderike Kaiser, bei der Eröffnung der Ausstellung »Gletscher im Treibhaus« am 28. April im Alpinen Museum auf der Praterinsel.

Die aktuelle Ausstellung zeigt anhand von historischen Fotovergleichen, in welchem Umfang die Gletscher der Alpen schmelzen. Diese dramatischen Veränderungen betreffen nicht nur den gesamten Alpenraum, sondern haben mittel- und langfristig auch gravierende Folgen für ganz Europa. Ergänzend zu den Bildern macht die Ausstellung mit Filmausschnitten, Werbemitteln und Gebrauchsgegenständen die kulturelle Bedeutung des vergletscherten Hochgebirges deutlich.

Die Gletscher der Westalpen haben laut neuesten Berechnungen allein im Rekordsommer 2003 fünf bis zehn Prozent ihres Volumens verloren. Steinschläge durch das Auftauen des Permafrostes und oft unüberwindbare Randspalten machten das Begehen von Routen, die seit 150 Jahren zum klassischen Bergsteiger-Repertoire gehören, unmöglich.

Die vorausgesagte globale Erwärmung von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird nicht nur die Alpen, sondern die Lebensumstände auf der ganzen Welt nachhaltig verändern. Die in der Ausstellung gezeigten Gletschervergleiche sind aber nicht nur »Fieberthermometer« der Klimaveränderung, sie machen auch den Verlust einer ästhetischen Dimension deutlich: Einzigartige Landschaften gehen verloren. Als Sehnsuchtsbilder sind die vergletscherten Gipfel des Hochgebirges seit Jahrhunderten Inbegriff bizarrer und unbezähmbarer Natur, Gegenwelt der Zivilisationslandschaften. Die heutige Realität sieht jedoch anders aus: Das »ewige Eis« wird durch die Folgen der Erderwärmung zum hochgefährdeten Gebiet, ist kontaminiert durch die Luftverschmutzung und intensiv genutzt durch den Tourismus.

»Gletscher im Treibhaus« ist bis 16. Januar 2005 im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins auf der Münchner Praterinsel zu sehen (Dienstag bis Freitag, 13 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr). Parallel zur Ausstellung widmet sich die Veranstaltungsreihe »Bergforum 2004« mit hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen dem Themenkomplex »Alpen im Treibhaus«.

Artikel vom 27.05.2004
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