»Displaced Persons Camps« in Süddeutschland

Zwischenstation nach Palästina

In den DP-Lagern konnte sich neues, jüdisches religiöses und kulturelles Leben entfalten. 	Foto: Museum

In den DP-Lagern konnte sich neues, jüdisches religiöses und kulturelles Leben entfalten. Foto: Museum

München · Eine interessante Ausstellung mit dem Thema »Displaced Persons Camps: DP-Lager in Süddeutschland. Das Wiedererstehen jüdischer Gemeinschaftskraft und kulturellen Lebens in der Nachkriegszeit« ist derzeit im Jüdischen Museum München, Reichenbachstraße 27 (Rückgebäude), zu sehen (bis 19. August.)

Von den ursprünglich mehr als 12.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die vor 1933 in München ihren Lebensmittelpunkt hatten und die sich nicht durch Flucht und Emigration ins Ausland retten konnten, überlebten nur wenige den nationalsozialistischen Mordwahn. Die einstmals blühende jüdische Gemeinde dieser Stadt, deren Mitglieder so viel zum kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Leben Münchens beigetragen hatten, war während der NS-Zeit unwiederbringlich zerstört worden.

Dennoch wurden schon im März 1946 in der Stadt 2.800 Juden gezählt, darunter immerhin 296 Menschen, die einst der Israelitischen Kultusgemeinde München angehört hatten. Zu ihnen kamen nach und nach zehntausende Überlebende der Shoa, die jetzt von München aus ihre Auswanderung nach Palästina oder in die USA vorbereiten wollten. Über Jahre blieb die bayerische Landeshauptstadt Anlaufstation und Zwischenstation für Juden vor allem aus Osteuropa – Schätzungen sprechen von etwa 120.000 »Displaced Persons« (DPs), die München als Transit durchliefen.

Viele DPs lebten jahrelang in Lagern. Große DP-Camps befanden sich beispielsweise in Ulm, München, Feldafing, Föhrenwald und Landsberg. In den sozialen Enklaven dieser DP-Lager entwickelte sich neues, religiöses und kulturelles Leben. Viele Institutionen jüdischer Bildungs- und Sozialarbeit nahmen hier ihren Ursprung. Die Ausstellung basiert auf den persönlichen Aufzeichnungen, Fotos und Sammlungen ehemaliger jüdischer DPs sowie auf Interviews. Dabei werden bislang unveröffentlichte private Dokumente gezeigt.

In dieser Ausstellung kommen die DPs selbst zu Wort. Sie erzählen aus ihrer individuellen Sicht von ihrem Leben in den Camps und vom Versuch, sich aus den Lagern heraus eine neue Zukunft aufzubauen. Der Besucher wird eingeladen, an ihrem Alltag, ihren Hoffnungen und Erinnerungen teilzuhaben. Die Ausstellung wird in englischer Sprache gezeigt. Eine deutsche Übersetzung steht zur Verfügung.

Artikel vom 26.05.2004
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