Interview mit Martin Eidam (20), Zivildienstleistender im ASZ Milbertshofen

Mitten im Leben stehen

Martin Eidam macht seinen Job als Zivildienstleistender im ASZ Milbertshofen gern. Er hat dort zehn lehrreiche Monate erlebt.	Foto: ASZ Milbertshofen

Martin Eidam macht seinen Job als Zivildienstleistender im ASZ Milbertshofen gern. Er hat dort zehn lehrreiche Monate erlebt. Foto: ASZ Milbertshofen

Milbertshofen · Soziale Kontakte sind wichtig, in jeden Lebensalter. Doch besonders wertvoll sind sie für ältere Menschen, denen sonst eine unfreiwillige Isolation droht. Das Alten- und Service-Zentrum (ASZ) Milbertshofen dient den Senioren im Stadtteil als Treffpunkt zum geselligen Beisammensein. Doch ohne die fleißigen Helfer im ASZ wäre dies alles nicht möglich. Und die sind wiederum auf ihre »Zivis« angewiesen.

Einer von ihnen ist der 20-jährige Martin Eidam. Er kennt die schönen Seiten des Berufs, die ihn immer wieder motivieren. Im folgenden Interview berichtet er über seine Eindrücke. Mal ehrlich, wären Sie nicht doch lieber in die Jugendarbeit gegangen? Ich habe Zivildienstarbeit in Jugendeinrichtungen nicht kennen gelernt. Nach den Berichten meiner Zivildienstkollegen kann ich mir aber nicht vorstellen, dass die Arbeit dort mehr Spaß gemacht hätte.

Welche Aufgaben haben Sie im ASZ? Prinzipiell bin ich das »Mädchen für alles«. Ich habe natürlich Kernaufgaben. Zusammen mit einer Teilzeitkollegin bin ich zuständig für den sozialen Mittagstisch. Außerdem mache ich die Cafeteria, ich gehe für die älteren Leute zum Einkaufen oder in die Apotheke. Manchmal unterstütze ich die Kollegen bei Büroarbeiten oder Computerproblemen. Im letzten Monat war ich fest im Programm eingebunden. Da habe ich unsere Besucher über den Gebrauch von Handys informiert.

Haben Sie auch Dinge kennen gelernt, mit denen Sie sich bisher noch nicht befasst hatten? Klar habe ich auch viel Neues kennen gelernt. Mir war nicht bewusst, welche speziellen Probleme ausländische Senioren haben. Die Jugoslawen mit ihren Sorgen um die Verwandten in der Heimat. Oder die Eindrücke aus unserer griechischen Männergruppe. Die meisten wollten nur ein paar Jahre bei uns im Lande bleiben. Jetzt stehen sie zwischen zwei Welten und können quasi nicht mehr zurück.

Wie sind Sie mit dem Thema »Sterben und Trauer« klar gekommen? Als Frau Z. plötzlich verstorben ist, ist es mir schon nahe gegangen. Sie war immer recht freundlich zu mir. Solche Dinge konnte ich aber jederzeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Team besprechen. Die Mehrzahl der Besucher dürfte im Alter Ihrer Großeltern sein. Wie ist die Beziehung zu den Leuten? Treffen Sie großelterliche Gefühle oder sind die Menschen reserviert? Am Anfang war ich derjenige, der etwas zurückhaltend war. Aber jetzt ist es beiderseits ein offenes Verhältnis. Die Leute lassen es mich spüren, dass sie mich mögen.

Wenn Sie zurückschauen auf Ihre Dienstzeit, haben sich Ihre Vorstellungen erfüllt? Ehrlich gesagt, habe ich meinen Zivildienst ohne große Vorstellungen begonnen. Es ging mir nur um das Ableisten der zehn Monate. Inzwischen, nachdem es mir hier so gut gefällt, möchte ich die Zeit nicht mehr missen.

Gibt es einen Wunsch für das ASZ nach Ihrer Dienstzeit? Vielleicht, dass es von den Kürzungen im Sozialbereich nicht zu arg betroffen wird und dass es einen Nachfolger für mich findet.

Artikel vom 24.05.2004
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