Albrecht Ackerland über Heimkehr

„Da schau her“

Seit Jahren gehe ich schon nicht mehr ins Stadion. Gut, um nicht zu lügen, letztes Jahr war ich einmal im Olympiastadion. Es war ein sonniger Herbsttag, es verschlug mich in den Olympiapark und schließlich ins Stadion. Die Bayern spielten gegen Bochum. Ich war natürlich nicht wegen den Bayern dort, naja ein bisschen vielleicht, damals spielten sie ja noch ganz anständigen Fußball. Vor allem ging ich hin, weil bei Bochum ein Erdinger spielt, Philipp Bönig nämlich, und Erdinger finde ich prinzipiell gut.

Ist schon beeindruckend, so ein großes Stadion, zumal es gut gefüllt war und die Sonne schön reinschien. Trotzdem aber nichts für einen, der ein Stadion mitten in der Stadt gewöhnt war. Also bereute ich es nicht, dass ich nie zu einem Spiel meiner Löwen ins Oly gegangen war. So ein Stadion passt nicht zu uns. Und auch nicht zu mir.

Und nun? Heute steigen die Löwen ab, davon gehe ich aus, soviel Pessimismus muss sein. Aber: Wenn ein Vulkan ausbricht, und alles Leben ringsum mit seiner Lava zerstört, dann ensteht wenig später fruchtbarer Boden und damit neues Leben.

Jetzt ist es zwar ein bisserl blöd, das heutige Abrutschen der Sechzger in die 2. Liga mit einem Vulkanausbruch zu vergleichen, weil da ja was aufsteigt, noch dazu was Rotes. Und über den 1. FC Nürnberg soll es hier nicht gehen, der steigt nämlich auf und ist rot. Aber es stimmt dann doch wieder, weil eben die Lava nachher runterrutscht, eben so wie die Löwen.

Somit wird´s doch fruchtbar: Der TSV 1860 will wieder in seine Heimat, eben ins Sechzger, dem Stadion an der Grünwalder Straße. Immer wenn die Löwen dort gespielt haben, wurde der Giesinger Berg zum Vulkan. Genau die Stimmung muss wieder her. Diese Stimmung braucht die Mannschaft, schließlich müssen wir übernächste Saison so oder so nach Fröttmaning in die Arena. Dann sind wir auch wieder aufgestiegen und werden Deutscher Meister. Bis dahin will ich aber wieder ins Sechzger gehen.

Meine Spende ist schon raus für die nötige Sanierung und sobald es offiziell wird, beantrage ich mir eine Dauerkarte, zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren.

Wie freue ich mich schon, wenn ich nur aus dem Fenster schauen brauche und ganze Heerscharen in Blau-Weiß vorbeiziehen sehe und dann nur noch rüberstolpern muss ins Stadion. Sie sehen, ich bin Giesinger, und ich wäre keine echter, wenn mir nicht das Weißbierglas überschäumte, beim Gedanken an ein solches Szenario. Da ist es völlig egal, ob der Gegner nun „VFL Bochum“ oder „Leichtathletik Rasensport Ahlen“ heißt. Zumal bei Ahlen mit Sebastian Bönig auch ein Erdinger spielt. Und wie erwähnt: 2006, vor der WM, wird der TSV 1860 Deutscher Fußball-Meister, da ist es dann auch egal, wo. Aber bis dahin: Bitte! Noch einmal Giesing! Ein einziges, ein letztes Mal!

Artikel vom 20.05.2004
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