15.000 starten durch zur Bladenightsaison 2004

Rollen bis der Regen kommt

Elegant und beliebt: Inlineskaten.	Foto: manu

Elegant und beliebt: Inlineskaten. Foto: manu

München · Möglichkeiten, in einer Millionenstadt wie München Sport zu treiben, gibt es naturgemäß viele. Kostenlos oder sogar nur richtig preisgünstig sind aber die wenigsten.

Seit 1999 rollen jeden Sommer zehntausende Teilnehmer mit Inlineskates einmal in der Woche gemeinsam durch die Straßen. Was als Großdemonstration unter dem Motto »Skate For Your Rights« begann, hat sich mittlerweile zum europaweiten Vorreiter für Blade-Veranstaltungen entwickelt.

Seit letztem Montag nun schnüren sich die Freizeitsportler wieder ihre Rollschuhe zur diesjährigen Bladenight-Saison. Wie in den vergangenen Jahren treten erneut der Münchner Umweltverband »Greencity« und das Münchner Sportamt als Veranstalter auf. An insgesamt 18 Terminen bis Ende des Sommers wird nun wieder der lange Skater-Lindwurm durch die Stadt rollen. Was für die bis zu 30.000 Teilnehmer eine Menge Spaß und sportliche Betätigung auf der Straße bedeutet, bringt vielen Autofahrern allerdings viel Ärger. Wenn plötzlich Skater statt Autos die Straßen bevölkern, ist für den »normalen« Straßenverkehr kein Durchkommen mehr.

Wegen der massiven Proteste von Autofahrern sah es lange Zeit sogar aus, als ob es dieses Jahr keine Bladenight geben würde. Schließlich lenkte der Stadtrat aber doch noch ein und genehmigte die Sportveranstaltung, allerdings mit einigen Bedingungen: Die Bladenight wird in diesem Jahr später starten. Um nicht mehr den Berufsverkehr zu stören, beginnt die eigentliche Veranstaltung erst um 21 Uhr. Außerdem wurden Start und Ziel geändert: Statt an der Theresienwiese ist der zentrale Punkt nun an die Wredestraße direkt am Circus Krone-Bau verlegt. Außerdem werden breitere Straßen befahren, was den netten Nebeneffekt hat, dass sich das Tempo der Skater erhöht. Damit ist aber auch klar: Anfänger haben auf der Bladenight nichts mehr zu suchen, »für die wäre es zu gefährlich«, meint Andreas Schuster, Projektleiter der Bladenight bei Greencity.

Am Montag ging das Konzept auf: Nach nur 46 Minuten erreichten die ersten Teilnehmer wieder das Ziel an der Wredestraße. Hinter ihnen lagen immerhin 13 Kilometer der »Tour Ost« durch das Hauptbahnhofviertel, Giesing und Thalkirchen. »Ein Bilderbuchauftakt«, sagte Schuster zum Start der Bladenightsaison 2004. »Natürlich gibt es noch kleine Verbesserungsmöglichkeiten, aber die Neuerungen für dieses Jahr haben sich jetzt schon voll bewährt«, so Schuster weiter. Dabei sah es vor wenigen Tagen noch nicht so aus, als ob sich Schuster und sein Verein »Greencity« an der Bladenight erfreuen könnten. Zwei Wochen vor dem Start stand die Veranstaltung plötzlich ohne Hauptsponsor da. 100.000 Euro fehlten zur sicheren Finanzierung der Bladenight.

Durch eine PR-Kampagne konnten allerdings einige kleinere Sponsoren gefunden werden, die schließlich den Start ermöglicht haben.

Der Sport wurde damit zwar gerettet, dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: Am vergangenem Freitag überraschte die »Süddeutsche Zeitung« die bis dahin friedliche Skater-Welt: Trotz mehrer Nachfragen hätte sich »Greencity« lange Zeit geziert, das Gesamtbudget für die Veranstaltung offen zulegen. Der Verein und dessen Verantwortliche verstrickten sich in peinliche Widersprüche und gaben auch falsche Finanzgrößen an. Am Ende kam heraus: Im vergangenem Jahr hatte die Veranstaltung ein Budget von immerhin 378.000 Euro.

Schlimm ist das natürlich nicht, trotzdem mag die Frage angesichts der Verschleierungstaktik erlaubt sein, ob »Greencity« etwas zu verbergen hat. Den Bladern in dieser Stadt mag es egal sein - Hauptsache, der Regen bleibt aus und die Rollen gleiten gut. Filippo Cataldo

Artikel vom 06.05.2004
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