Bewohnerinnen der Parzivalstraße geben Kampf gegen Linie 23 nicht auf

Drei Frauen, eine Tram

Schwabing · »Wenn alles nach Plan läuft, werden 2006 die ersten Trambahnen zwischen der Münchner Freiheit und dem Frankfurter Ring verkehren«. Und davon gehen die Stadtwerke München (SWM) fest aus, erklärt deren Sprecherin Bettina Hess.

Auch das Vorhaben von drei Anwohnerinnen der Parzivalstraße, durch die ein Gleis führen soll, erschüttert die Verantwortlichen bei den SWM nicht. Eine der Anwohnerinnen ist Cornelia Müller-Nymphius. Sie versucht bereits seit 1997, gegen die geplante Trambahn vorzugehen und schön langsam wird es eng für sie und ihre beiden Mitstreiterinnen, Gudrun Pertenhammer und Susanne Menzel.

Denn das Planfeststellungsverfahren soll bald eingeleitet werden. »Ich verstehe nicht, warum man die Parzivalstraße mit einer Trambahn belasten muss, wo doch die Instandhaltung eines Busses viel günstiger wäre«, schimpft Müller-Nymphius. Mit ihren Bedenken konnte sie sich jedoch auch beim Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) nicht durchsetzen. »Unsere Anträge wurden immer abgeschmettert«, sagt sie.

Als letzten Ausweg sieht sie nun, juristisch gegen die Trambahn vorzugehen: »Das Planfeststellungsverfahren warten wir noch ab und dann prüfen wir, was wir tun können«, schildert Müller-Nymphius, die selbst Rechtsanwältin ist. Doch was das bringen soll, ist fraglich. Denn bei dem Gleis in der Parzivalstraße handelt es sich nur um ein Betriebsgleis, das Ein- und Ausrückfahrten dient. Der Linienverkehr läuft da gar nicht lang. »Da fahren morgens und abends je drei Straßenbahnen durch, das ist auch schon alles«, sagt BA-Mitglied Petra Piloty (SPD). »Zu diesen Zeiten können die Fahrgäste am Kölner Platz in die Zuführungslinien einsteigen und die Trambahn somit nutzen« erklärt Christian Miehling (SWM). »Im Gegensatz zu den geringen Belastungen wird der Parzivalplatz durch den Umbau aufgewertet«, hält Piloty gegen die Argumente Müller-Nymphius.

Vor allem mit den geplanten Baumfällungen und den wegfallenden Parkplätzen haben die drei streitbaren Schwabingerinnen Probleme, doch auch mit den Oberleitungen kann Müller-Nymphius sich nicht anfreunden: »Ich will doch keinen Elektrosmog in meinem Haus, nur weil die Oberleitung daran befestigt wird. Außerdem fallen 130 Parkplätze weg. Bei der derzeitigen Parksituation sind das viel zu viele.« Hess kann den Trubel gar nicht verstehen: »In der Parzivalstraße soll die Oberleitung vorwiegend an Masten abgespannt werden. Nur in einzelnen Bereichen sollen Tragseile von Gebäuden aus gespannt werden«, erklärt sie.

Auch in puncto Parkplätze hat Hess andere Zahlen zur Hand: »In der Parzivalstraße müssten rund 90 Parkstände wegfallen. Dafür sollen in der angrenzenden Bonner Straße und Hörwarthstraße mindestens genauso viele Parkplätze neu entstehen. Die Planungen sind hier noch nicht abgeschlossen«, gibt sie zu.

Susanne Menzel verteilt derweil Infos in der Nachbarschaft: »Die Busse sind doch jetzt schon leer, wenn sie durch die Parzivalstraße fahren, da bringt eine Tram auch nichts.« Die Tramgegnerinnen müssen sich beeilen, um gegen die Pläne etwas ausrichten zu können, denn laut Hess soll 2005 Baubeginn sein. Kathrin Schubert

Artikel vom 06.05.2004
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