Bei SF Harteck kämpfen Judoka mit Behinderung im normalen Training mit

Gegenseitig vertrauen

Sport macht allen Spaß. Und auf ihre Judoka können die Sportfreunde Harteck mit Recht stolz sein.	Foto: SF Harteck

Sport macht allen Spaß. Und auf ihre Judoka können die Sportfreunde Harteck mit Recht stolz sein. Foto: SF Harteck

Harthof · Wenn am Samstag die Judoka der Sportfreunde Harteck um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga kämpfen, dann haben sie ein paar Fans, die ihnen besonders die Daumen drücken.

Auch sie üben Judo aus, weil Alwin Brenner und der Verein ihnen die Gelegenheit dazu gegeben haben. Es handelt sich um Jugendliche mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung. Früher wäre es für Behinderte unüblich, in manchen Fällen sogar unmöglich gewesen, Sport im Verein auszuüben. Bei den SF Harteck steht jedoch die Integration im Vordergrund. Und den Jugendlichen macht es großen Spaß. Alwin Brenner ist Judo-Abteilungsleiter bei den Sportfreunden und Pädagoge im Heilpädagogischen Centrum Augustinum. Vor rund 15 Jahren hat sich das alles miteinander verknüpft.

Inzwischen sind vier Jugendliche, die im Augustinum angefangen haben, Mitglied der Judo-Abteilung bei Harteck. »Unsere erste Aktion damals war die Vorführung mit behinderten Jugendlichen beim Stadtteilfest im Olympiadorf«, erinnert sich Brenner. Daraus hat sich ein fester Bestandteil im Verein entwickelt. Leider nur in diesem Verein. »In München gibt es leider keine Nachahmer. Unsere nächsten Nachbarn kämpfen beim MTV Ingolstadt«, erzählt der Abteilungsleiter, der inzwischen auch Behindertensport-Beauftragter im bayerischen Judo-Verband ist. Er hält den Sport für sehr geeignet, um auch von Menschen mit Behinderung betrieben zu werden. »Man kämpft zwar gegeneinander, aber das gegenseitige Vertrauen ist sehr hoch«, berichtet er. »Das fängt schon bei der Verbeugung an.«

Damit hatte der heute 15-jährige Zoran Probleme, als er mit Judo anfing. Als Kind saß er mit spastischen Lähmungen in den Beinen im Rollstuhl. »Er wollte unbedingt Judo ausprobieren. Auf Krücken kam er ins Training«, erzählt Brenner. Zoran hat sich durchgebissen. Er hat hart trainiert, Gurtprüfungen mit Bestnoten bestanden und geht heute auch manchmal ohne Krücken. »Das hat mich sehr beeindruckt«, so Brenner.

Mit dem Rückhalt durch den Verein soll die Integration behinderter Jugendlicher in den normalen Sportbetrieb fortgesetzt werden.

Ein Faktor dafür ist Josef Nadler, Vorsitzender der Sportfreunde. Er ist sichtlich stolz auf die Arbeit in seinem Verein, die Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt. »Die sind mit Freude und Engagement dabei und fühlen sich wohl«, erzählt er voller Begeisterung. Doch es gibt weitere Unterstützer. »Die Leitung des Heilpädagogischen Centrums fördert die Zusammenarbeit sehr«, so Nadler. Das gipfelt jetzt sogar darin, dass eine gemischte Mannschaft unter dem Namen »HPCA Harteck« im Juni bei den Special Olympics in Hamburg antreten wird.

Wer sich näher über Judo bei den Sportfreunden für Menschen mit Behinderung informieren will, kann sich unter der Telefonnummer 01 73/8 60 20 70 direkt an Alwin Brenner wenden. Alle anderen dürfen den Sportfreunden die Daumen drücken, damit die Regionalliga-Judoka am Samstag gegen Karlsruhe und Abensberg einen Schritt in Richtung Wiederaufstieg machen. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 21.04.2004
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