Günter Derleth zeigt Werke der Camera obscura

Das Quentchen Wahrheit

Maxvorstadt · Günter Derleth präsentiert seine Ausstellung »Venedig – Camera obscura« im Kunst Pavillon in der Sophienstraße 7, noch bis 25. April.

Die Camera obscura ist die einfachste Form einer Kamera. Eine lichtdichte Kiste, ein kleines Loch als Aufnahmeöffnung, das das einfallende Licht bündelt und schon entsteht auf der gegenüberliegenden Fläche eine seitenverkehrte und auf dem Kopf stehende Darstellung des Motivs. »Bei meinem freien Arbeiten zwang mich die Verwirklichung meiner fotografischen Ideen immer mehr dazu, meine fotografische Ausrüstung zu vervollständigen«, erzählte Günter Derleth.

Das letzte Quentchen »Wahrheit« war in Gefahr und er wollte wieder zurück zu den Wurzeln der Fotografie. So zählt ohne Linse, Sucher und Belichtungsmesser – abgesehen von der künstlerischen Auswahl des Motivs und der Brennweite – allein das Gefühl für Lichtverhältnisse und Zeitdauer der Belichtung. Ca. 170 Besucher staunten bei der Vernissage nicht schlecht: Geheimnisvoll und malerisch zogen die Bilder sie in ihren Bann. »Nicht zu fassen«, so ein Gast, fantastische Aufnahmen und wirklich so einfach und ohne technischen Schnick-Schnack«.

Durch die längere Belichtungszeit werden bewegte Gegenstände nicht erfasst oder wirken durchsichtig. Spiegelglatte Wasseroberflächen, menschenleere Straßen, geheimnisvolles Licht – Zauberei? Schemen von Tauben wirken wie eine Fotomontage und wurden doch nur von der Zeit geschrieben. Auch die Abbildung eines Menschen braucht Zeit. Ein Memento mori in Gestalt zweier Skelette betrachteten den Betrachter aus einer Hausfassade heraus. Die Camera obscura ist eine ideale Technik, um der morbiden Stimmung Venedigs gerecht zu werden. Überraschungen sind vorprogrammiert. Am 25. April veranstaltet Derleth den »Pinhole Day«. Besucher können mit kleinen Lochkameras fotografieren und die Ergebnisse in der begehbaren Camera obscura entwickeln. Infos im Kunstpavillon unter Tel. 59 73 59.

Artikel vom 08.04.2004
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