Enteignung der Juden in der NS-Zeit

»München arisiert«

Eine Jüdische Buchhandlung in der Herrnstraße um 1938.	Foto: Weiler

Eine Jüdische Buchhandlung in der Herrnstraße um 1938. Foto: Weiler

Altstadt · Am 22. April, 19 Uhr, wird im Alten Rathaussaal, die Ausstellung »München arisiert – Entrechtung und Enteignung der Juden in der NS-Zeit« eröffnet. Zu sehen ist die Ausstellung anschließend bis 13. Juni in den Kunstarkaden, Sparkassenstraße 3.

»Nie wiederkehrende Gelegenheiten« und »Auch Arisierungen!« – so lauteten fettgedruckte Annoncen, mit denen im Juni 1938 in Münchner Zeitungen der lukrative Erwerb jüdischer Unternehmen aggressiv beworben wurde. Wie überall in Deutschland erzeugten auch in München Ausgrenzung und Entrechtung der Juden durch die Nationalsozialisten eine Goldgräberstimmung.

Heute erinnert nichts daran, dass viele Geschäfte, Firmen, Kanzleien oder Arztpraxen ehemals von jüdischen Eigentümern geführt wurden. Vergessen ist, dass sie im Zuge der »Entjudung der Wirtschaft« aufgegeben oder an nichtjüdische Interessenten deutlich unter Wert verkauft werden mussten. Dabei vollzog sich die als »Arisierung« bezeichnete größte Raubaktion in der deutschen Geschichte keineswegs abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Mit dem Gemeinschaftsprojekt »München arisiert« betreten Kulturreferat und Stadtarchiv der Landeshauptstadt München stadtgeschichtliches Neuland.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung steht erst am Anfang, und auf lokalhistorischer Ebene haben sich bislang nur wenige Städte mit der zügellosen Beraubung der Juden beschäftigt. Das Projekt bezieht den Begriff der »Arisierung« historisch erstmals auf die gesamte Stadtgesellschaft. Es umfasst neben der Ausstellung, die die wichtigsten Aspekte und Etappen der »Arisierung« zeigt, ein umfangreiches Begleitprogramm, an dem zahlreiche städtische, staatliche und private Institutionen mitwirken.

Die dazugehörige Publikation nennt die Akteure und Profiteure der »Arisierung« und schildert anhand einzelner Beispiele, wie die Existenz der Münchner Juden schon vor ihrer Deportation vernichtet wurde.

Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10 bis 20 Uhr, 1. und 30. Mai geschlossen. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 08.04.2004
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