Drei Münchner wollen mit kommunikativen Klamotten Geld verdienen

Stadt-Menschen – wir stellen ungewöhnliche Nachbarn vor: "Sprachrohr der Subkultur"

Eigentlich ist er für die Buchhaltung zuständig, aber irgendwie ist er auch noch Skateboarder: Jungunternehmer Kristijan Mirkovic.	Foto: sil

Eigentlich ist er für die Buchhaltung zuständig, aber irgendwie ist er auch noch Skateboarder: Jungunternehmer Kristijan Mirkovic. Foto: sil

Schwabing · »Wir sehen uns als ein Sprachrohr der Subkultur! Und das ist Skateboardfahren immer noch!«, erklärt Kristijan Mirkovic sein Unternehmen. Er ist einer von drei Köpfen, die das Münchner Klamottenlabel »unitedskateboardartists« betreiben. Pullis, T-Shirts, Gürtel, Mützen und Taschen versehen die jungen Leute mit kleinen Kunstwerken rund um ihre Leidenschaft: dem Skaten.

Aus der Taufe gehoben wurde die Idee im Schwabinger Keller von Phil Pham. Dort haben die Skateboardfahrer vor drei Jahren angefangen, die ersten Shirts zu bedrucken. »Wir sind definitiv Künstler, deswegen machen wir auch die Siebdrucke selber«, erklärt der 23-Jährige. Seine Kompagnons Phil Pham und Matthias Wiegele machen Grafik, Design und Siebdruck und Kristijan ist für die trockenen Themen Organisation und Buchhaltung zuständig. Ihre Firmenphilosophie nennen sie »Guerilla-Kapitalismus«. Für die drei Jungs heißt das sich den »normalen marktwirtschaftlichen Mechanismen zu entziehen« und trotzdem Geld verdienen. »Abzocken wollen wir aber niemanden!«, versichert Kristijan.

Dass die Artikel trotzdem einen halbwegs stolzen Preis haben (die T-Shirts gibt es für 20 Euro, die Pullis für 50 Euro), liege an den Läden, deren angebotene Ware einen bestimmten Preis nicht unterbieten dürfe.

Um diese Preise auszugleichen, zumindest moralisch, werden schon mal Klamotten verschenkt. An Skateboarder, die »mit Herzblut an der Sache hängen«. Denn Teil der Firmenphilosophie ist auch die Nachwuchsunterstützung. Aber nicht nur Skateboardfahrer, auch Musiker und Maler werden mit Klamotten versorgt.

»Skateboarding hört eben nicht beim Fahren auf. Kunst und Musik sind fester Bestandteil der Skateboardkultur. Deswegen auch der Name unitedskateboardartists«, betont Kristijan. Der Musikstudent ist selbst in einer Münchner Band aktiv. Die Welt der Skater und die Faszination des Skatens zu beschreiben, versucht Kristijan mit einem Foto: Ein junger Mann, der gerade mehrere Meter Luft in schwindelerregender Höhe überwunden hat, um auf einem Brett von einer Mauer zur anderen zu springen. »Es geht um Körperbeherrschung, darum, Unmögliches möglich zu machen.«

Mit Waghalsigkeit und dem Ausreizen der eigenen Grenzen haben die Artikel der jungen Klamottenhersteller allerdings nur insofern zu tun, als dass sie für Skater gedacht sind. Natürlich sollen auch möglichst viele andere zugreifen. Trotzdem sind die Klamotten für Kristijan eine Form von Kommunikation. »Sie drücken etwas aus, deswegen werden sie auch gekauft«, glaubt er.

Alle, die beim Skaten das Holz unter den Füßen wichtiger finden, als Mütze und T-Shirt, wird das Versprechen der drei Münchner freuen: »Irgendwann werden wir auch Bretter machen!« Dann gibt es endlich Skateboards made in Munich. Silvia Glas

Artikel vom 12.02.2004
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