Schwabinger Original wurde die Medaille »München leuchtet« verliehen

Die »unzüchtige« Gisela

Die Ehrung ging der Schwabinger Gisela schon recht nahe. Immer dabei: ihr Spezl, der »Nowak«.	Foto: cw

Die Ehrung ging der Schwabinger Gisela schon recht nahe. Immer dabei: ihr Spezl, der »Nowak«. Foto: cw

Schwabing · Über 50 Jahre ist es nun schon her, dass Gisela Dialer als jüngste Wirtin Schwabings ein Lokal namens »Schwabinger Gisela« eröffnete. Damals konnte sie noch nicht ahnen, dass sie unter diesem Namen einmal große Erfolge als Sängerin, Schauspielerin und Wirtin feiern würde.

Und sie wusste noch nicht, dass ihr Oberbürgermeister Christian Ude einmal die Medaille »München leuchtet« in Gold überreichen würde – so geschehen am vergangegen Freitag. Im Jahre 1952 eröffnete sie ihre Kneipe in der Occamstraße und schon bald gaben sich die Stars die Klinke in die Hand, denn neben Kirk Douglas und Ava Gardner ging auch Leonard Bernstein ein und aus. Sogar der junge Udo Jürgens hatte hier einen seiner ersten Auftritte.

Doch die Schwabinger Gisela ließ nicht nur singen, sie entdeckte auch ihre eigene Liebe zum Chanson und trat fortan mit dem eigens für sie geschriebenen Lied »Doch der Nowak ließ sie nicht verkommen« jeden Abend in ihrem Lokal auf. Der Obrigkeit gefielen jedoch einige ihrer Lieder gar nicht, und so musste sich Dialer auch einmal vor dem Münchner Amtsgericht wegen Verstoßes gegen Anstand und Sitte verantworten. Der damalige Richter attestierte ihr damals sie sei eine »gebildete Person unzüchtigen Charakters«, aber darüber kann die heute 75-Jährige, die vergangenen Samstag Geburtstag hatte, mittlerweile nur lachen.

1974 musste sie ihre Schwabinger Gisela wegen der Sperrzeitverkürzung leider schließen und 1991 wurde ihr nach einer schweren Kehlkopfoperation auch noch das Singen verboten. Danach wurde es erstmal ruhig um das »Schwabinger Maskottchen«, was vielleicht auch der Grund sein mag, warum viele Schwabinger die Gisela heute gar nicht mehr kennen: »Ich bin ehrlich gesagt noch zu jung und habe die Geschichte der Schwabinger Gisela nur am Rande miterlebt«, sagt Petra Piloty vom Bezirksausschuss Schwabing Freimann (SPD) und auch ihrer BA-Kollegin Marianne Weinzierl (SPD) ist die Schwabinger Gisela kein Begriff: »Das mag aber daran liegen, dass ich nie eine große Kneipengängerin war«, entschuldigt sie sich.

Doch vergessen ist die Künstlerin, die mittlerweile in einem Altenheim lebt, bis heute nicht – wie die zahlreichen Gäste bei der Verleihung der Medaille bewiesen haben. Gisela ist ein Teil der Schwabinger Geschichte. Und auch so manch einer der Jüngeren wäre sicher mal gerne bei einem ihrer legendären spontanen Schwabinger Abende dabei gewesen. Kathrin Schubert

Artikel vom 29.01.2004
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