Lärmlawine und Verkehrsbelastung? CSU hält Kunstpark Nord für einen Fehler

Tauziehen um Kunstpark

In gut einem Jahr soll hier Münchens Partymeile die Menschen anlocken, wenn es nach Ude und Lederer-Piloty geht. Singhammer und Solbrig sind dagegen.	Foto: cr

In gut einem Jahr soll hier Münchens Partymeile die Menschen anlocken, wenn es nach Ude und Lederer-Piloty geht. Singhammer und Solbrig sind dagegen. Foto: cr

München-Nord · Lange und hart haben sie verhandelt, und man hat den Eindruck gewonnen, die Stadt wollte den Kunstpark Nord überhaupt nicht. Doch jetzt ist man einen Schritt weitergekommen. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wurde von seiner Stadtratsfraktion einstimmig beauftragt, mit dem Investor Wolfgang Nöth in Verhandlungen über einen Verkauf des Geländes zwischen Freimann und dem P+R-Parkhaus Fröttmaning zu treten.

Für die Freimanner, die um ihre Ruhe fürchten, ist das ein schwerer Rückschlag. »Eine für Freimann harte Fehlentscheidung« nennt der politische Gegner, die CSU, den Auftrag. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer, der Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle und Stadtrat Guido Gast werfen Ude vor, er wolle mit Brachialgewalt sein Lieblingsprojekt gegen die Interessen der Freimanner durchsetzen. Sie lehnen den Kunstpark nicht als solchen ab, wohl aber den Standort.

Auch aus Freimann kamen in der Vergangenheit viele Bedenken. Die Menschen befürchten Autos auf Parkplatzsuche und Lärm aus dem Kunstpark.

»Freimann leidet unter dem Verkehr, da liegen die Nerven blank«, weiß auch Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. »Ich halte es aber für ein Gerücht, dass der Kunstpark Nord in Freimann nicht beliebt ist«, ergänzt er. Die Autos auf Parkplatzsuche werde es kaum geben, da Nöth auf dem Grundstück eine von der bayerischen Bauordnung vorgeschriebene Zahl an Stellplätzen nachweisen müsse. Bleibt nur noch der Lärm, den die CSU-Politiker für unzumutbar halten.

»Ein neues geplantes Wohnviertel westlich der U-Bahngleise in nur 70 Metern Entfernung wird von einer Lärmlawine überrollt«, befürchten Singhammer, Spaenle und Gast unisono. Auch die Bewohner des angrenzenden Seniorenwohnheims würden darunter zu leiden haben, sagen sie. »Die für Wohnbebauung geltenden strengen Lärmwerte müssen selbstverständlich eingehalten werden, das Gerede von einer Lärmlawine ist reine Panikmache«, stellt Ude auf Anfrage der Münchener Nord-Rundschau klar, geht aber nicht konkret auf mögliche Maßnahmen ein.

Verkehrsprobleme beim Betrieb des Stadions und des Kunstparks erwartet er nicht, im Gegenteil: »Dass die Fußballfans nach dem Spiel im Kunstpark ein attraktives und unterhaltsames Angebot finden, kann den Abfluss des Autoverkehrs sogar strecken und damit vereinfachen.« Aber mit mehr Fahrzeugen muss man – nüchtern betrachtet – auf jeden Fall rechnen.

Und da die A 9 als Zubringer zu Stadion und Kunstpark vorgesehen ist, wird ein Teil der Fahrzeuge auch die umliegenden Kommunen belasten, allen voran Garching, das einen Zuwachs des Verkehrs in der Stadt ebensowenig verkraften kann wie auf der nahen Autobahn.

»Das ist genau das Problem«, bestätigt Garchings Erster Bürgermeister Manfred Solbrig (SPD). Er und die Stadt München hätten bereits seit einem halben Jahr Gespräche, um das Problem zu lösen. Garching schlägt einen Zubringer von der südlichen Stadtumfahrung (die noch zu bauen ist) zum Stadion und dem Kunstpark vor. »Die Stadt hat diesen Vorschlag bisher vehement abgelehnt«, erklärt Solbrig. München halte die vorgesehene Verkehrsanbindung für ausreichend. Die Garchinger sehen das anders: »Beim kleinsten Unfall wäre die Autobahn zu«, fürchtet Solbrig. »Ich bin sehr unzufrieden mit der Stadt München«, umschreibt der Bürgermeister seine derzeitige Gemütslage beschönigend. Chancen auf eine Durchsetzung der Garchinger Ansprüche sieht er aber kaum. Denn die Stadt München müsste die geforderte Verbindungsstraße bezahlen.

Wie sich die Situation ab Sommer 2005 tatsächlich darstellen wird, kann jetzt niemand wirklich sagen. Allerdings: Gegner oder Befürworter – eine Seite wird Recht behalten. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 28.01.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...