Mehr als 10.000 Jugendliche demonstrierten gegen Kürzungen

»Jugendarbeit blutet aus«

»Kürzt euch doch Stoiber weg« – Die Münchner Jugendlichen wollen sich die Sparmaßnahmen bei der Jugendarbeit nicht gefallen lassen.	Foto: tab

»Kürzt euch doch Stoiber weg« – Die Münchner Jugendlichen wollen sich die Sparmaßnahmen bei der Jugendarbeit nicht gefallen lassen. Foto: tab

Zentrum · »We will, we will rock you« – Wenn die Sparvorhaben der Bayerischen Staatsregierung im Jugendbereich wie geplant durchgesetzt werden, rockt in Bayerns Jugendarbeit nichts mehr.

Der Gassenhauer der Rockband »Queen«, den die Jugendblaskapelle der Opferbauer Musikanten während der Demonstration auf dem Odeonsplatz anstimmt, klingt deshalb auch eher verzweifelt. Martin Bissert (15) Trompetenspieler in der Kapelle, erklärt die Stimmung so: »Wenn das Geld wirklich gekürzt wird, werden wir es sehr zu spüren bekommen. Aber wir geben nicht auf!«

Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Plakaten bewaffnet zogen am vergangenen Samstag rund 10.000 Jugendliche vom Odeonsplatz zur Staatskanzlei. Neben Tausenden Münchner Jugendlichen, waren viele Demonstranten aus allen Teilen Bayerns extra in die Landeshauptstadt gereist. Unter dem Motto »Hier passiert bald nix mehr. Jugendarbeit in Bayern blutet aus!«, kämpfen sie um den Erhalt der finanziellen Zuschüsse.

»Geiz ist geil, Bayern spart sich die Jugendarbeit« und »Sparwars – die Rückkehr des EDI-Ritters« steht auf ihren Plakaten.

30 Prozent will die Bayerische Staatsregierung in der Kinder- und Jugendarbeit einsparen. Aus- und Fortbildungen für Jugendleiter, Fahrtkostenzuschüsse und sonstige finanzielle Unterstützung der Jugendverbände würden damit auf ein Minimum beschränkt. Ehrenamtliche Mitarbeiter müssten ihre Ausbildung selbst bezahlen, die wenigen hauptamtlichen Stellen, die es in einigen Vereinen gibt, würden verringert.

»Die ganze Jugendarbeit steht dabei auf dem Spiel«, sagt auch Manfred Huber, hauptamtlicher Mitarbeiter der Jugend des Alpenvereins. »Wir brauchen aber eine funktionierende Jugendarbeit, denn neben der Schule sind es die Vereine und Verbände, die die Familien unterstützen und den Kindern Perspektiven geben.« Auch Martina Kobringer, Präsidentin des »Bayerischen Jugendring« stellt klar, dass der Preis, den das Land für die Einsparungen zahlen müsse, »in keinem Verhältnis« zum angeblichen Einsparungsnutzen steht. Gleichzeitig lobt sie die Jugendlichen für ihren Einsatz und fordert weiterhin Kreativität gegen das »sinnlose Kaputtsparen«.

Barbara Ulber, 21 Jahre alt und Jugendleiterin bei der »Katholischen Jungen Gemeinde München«, hofft, dass die Jugendarbeit trotz der Kürzungen bestehen bleibt: »Wir werden neue Formen suchen müssen. Wenn die Kürzungen wie angekündigt durchgesetzt werden, dann können wir alle nur noch auf Sparflamme kochen.« Damit hätte die Jugendarbeit in München und Bayern wirklich »ausgerockt«. Christine Auerbach

Artikel vom 15.01.2004
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