»We Do« bringt Münchner Kultur mit Leidenschaft und Ideen voran

Gutes schaffen, ohne Geld

Packen gerne an: Anna Reuss (l.) und Stephanie Muth vom jungen Münchner Kulturverein  »We Do«.	Foto: mh

Packen gerne an: Anna Reuss (l.) und Stephanie Muth vom jungen Münchner Kulturverein »We Do«. Foto: mh

Schwabing · »We Do« – der Name sagt eigentlich schon alles: »Wir packen’s an, wir bringen Projekte zum Laufen, auch wenn es nicht immer so aussieht!«, erklärt Anna Reuss und zeigt lachend auf den Papierstapel, der vor ihr liegt.

Die 21-Jährige arbeitet bei »We Do«, dem Münchner Verein für junge Kultur, im Moment als ehrenamtliche Produktionsleiterin des Doku-Clips »München«.

»Dieses Filmprojekt, diese künstlerische Momentaufnahme der Stadt, ist ein gutes Beispiel für unsere Arbeit: Wir unterstützen Kulturprojekte und kümmern uns um die organisatorischen Details. So kann sich der Künstler – diesmal der Regisseur Gregor Hutz – ganz auf sein Werk konzentrieren.« Doch bei »We Do« geht es nicht nur um Drehgenehmigungen und Regieanweisungen: »Wir unterstützen auch Kulturveranstaltungen und geben jungen, bildenden Künstlern Raum für ihre Projekte.«

Damit das gelingt, arbeiten neben Anna noch ein knappes Dutzend weiterer junger Leute ehrenamtlich über den Dächern der Stadt. In ihrem Büro in der ehemaligen Stetten-Kaserne laufen Projekte, Menschen und Förderanträge zu einem Netzwerk zusammen und auch mit dem benachbarten Verlag »clash« werden Ideen geschmiedet, etwa die Webseite stadtpool.de. Gerade Förderanträge sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit: »Wir bekommen neben den Mitgliedsbeiträgen noch etwa 2.000 Euro vom Kreisjugendring, das reicht nur knapp für die ganze Infrastruktur. Für Projekte müssen wir jeweils Einzelförderungen beantragen, etwa bei der Stadt München, Stiftungen oder der EU«, erklärt die junge Medien-Studentin die Finanzierung von »We Do«. Gegründet wurde der Verein Anfang 2000, als sich einige junge Leute zusammenfanden, um gemeinsam ihre Kulturideen zu verwirklichen.

Kurze Zeit später entstand dann auch der erste Film »15:99«, und mit dem Benefiz-Konzert »Ostasinn Jam« wurde die Vereinsidee stadtbekannt. »Vor allem mit dem Ostasinn konnten wir zeigen, dass es jungen Leuten möglich ist, unkommerziell große Projekte zu stemmen und dabei was Gutes zu tun«, sagt Anna. In den letzten Jahren konnte »We Do« insgesamt 45.000 Euro Eintrittserlöse an das Hilfswerk Plan International spenden.«

Ein guter Gedanke steckte auch hinter dem Projekt »Blowin Minds«, dass der Verein im 2002 organisiert hat. »Hier ging es darum, türkische und deutsche Jugendliche zusammenzubringen«, erinnert sich Reuss. Doch der Konzertabend brachte eine Ernüchterung und die Erkenntnis: »Ich will künftig nur noch mit echten Türken arbeiten, die deutsch-türkischen Bands haben sich ständig untereinander gestritten.« Ob die Veranstaltung wie geplant ein Zeichen für Verständigung setzte, darüber mag die Studentin gar nicht nachdenken. Fest steht für sie, dass »Blowin Minds« 7.500 Euro Verlust gemacht hat und dass Integration ein schwieriges Kapitel ist.

Auch wenn es manchmal Rückschläge gibt, missen möchte Anna Reuss diese Erfahrungen nicht. Genau wie ihre Kollegen sieht sie die vielfältige Verantwortung mehr als Chance denn als Last: »Was Eigenes machen und dabei lernen, das macht Spaß. Und zu sehen, wie etwas vorankommt, wenn man daran arbeitet, das ist schön!« Max Hägler

Artikel vom 08.01.2004
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