Nach tödlichem Verkehrsunfall weitergefahren / Wahrscheinlich schuldlos

Polizei sucht Unfallfahrer

Hier ist der Unfall geschehen. Der Verunglückte wollte von links über die Baldurstraße zu seinem Fahrzeug laufen, als er von zwei Fahrzeugen erfasst wurde.	Foto: cr

Hier ist der Unfall geschehen. Der Verunglückte wollte von links über die Baldurstraße zu seinem Fahrzeug laufen, als er von zwei Fahrzeugen erfasst wurde. Foto: cr

Moosach · Wahrscheinlich hat der Autofahrer einfach die Nerven verloren und ist nach dem schrecklichen Unfall einfach abgehauen.

Dabei war er nach Lage der Dinge nicht mal schuld. Freitag, 28. November, 18.20 Uhr. Auf der Baldurstraße beim Westfriedhof herrscht Feierabendverkehr. Schlechte Sicht durch Regen und Dunkelheit machen das Fahren schwer. Ein 88-jähriger Autofahrer aus Nymphenburg fährt die Straße entlang, als plötzlich ein 48-jähriger Fußgänger in Höhe des U-Bahn-Ausgangs auf die Straße läuft.

Zu schnell für den geschockten Rentner, dessen Fahrzeug den Fußgänger erfasst. Von der Wucht des Aufpralls wird der 48-Jährige auf die Gegenfahrbahn geschleudert, wo ein Mercedes-Fahrer nicht mehr ausweichen kann. Der Fußgänger wird auch von dem Mercedes erfasst und bleibt regungslos auf der Straße liegen. Er stirbt noch am Unfallort.

Was dann passiert ist, beschäftigt jetzt die sechsköpfige Sonderkommission »Baldur«: Der Mercedes-Fahrer ist einfach weitergefahren und hat nicht, wie es seine Pflicht gewesen wäre, als Unfallbeteiligter angehalten.

Jetzt sucht die Polizei nach ihm und seinem Fahrzeug. Es handelt sich hierbei um einen Mercedes des Typs 190, Baujahr 1988 bis 1993/ 94. Das Fahrzeug ist schwarz, anthrazit, grau oder silbermetallic lackiert. Außerdem ist es vorne links im Bereich der Stoßstange beschädigt. »Die Beamten arbeiten mit Hochdruck an dem Fall«, erklärt Hauptmeister Manfred Inhofer von der Verkehrspolizei-Inspektion. Und wenn die Beamten den Unfallflüchtigen ermitteln, droht ihm eine schwere Strafe, angefangen bei einer Geldstrafe bis hin zu drei Jahren Haft. »Sollte sich der Fahrer allerdings selbst melden, würde sich das sehr strafmildernd auswirken«, bestätigt Inhofer. Alles andere könnte für den Flüchtigen zu großen Problemen führen. Denn: »Jede zweite Unfallflucht wird aufgeklärt«, erläutert Inhofer. »Die Wahrscheinlichkeit, diesen Fall aufzulösen, liegt annähernd bei 100 Prozent.« Die Soko muss nun schätzungsweise mehrere hundert, wenn nicht rund tausend Autos überprüfen, die für den Unfall in Frage kommen, erklärt Soko-Leiter Stephan Gerl. Warum der Fahrer nicht angehalten hat, darüber kann auch Gerl, der nur wenige Minuten vor dem Unfall durch die Baldurstraße gefahren war, nur spekulieren. »Vielleicht war was an dem Fahrzeug nicht in Ordnung«, zieht er als Möglichkeit für eine Panikreaktion in Betracht. Eventuell war das Auto gestohlen, nicht angemeldet oder versichert. Sollte der Fahrer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen gestanden haben, wäre dies jetzt kaum noch nachweisbar. Anders sieht es aus, wenn er wegen einer anderen Sache polizeilich gesucht wird. Die Ermittlungen der Soko werden auf jeden Fall einige Zeit in Anspruch nehmen.

Allerdings ist die Polizei auch auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. »Es sind bereits einige Hinweise eingegangen. Die werden jetzt Stück für Stück ausgewertet und abgearbeitet«, erklärt Inhofer. Unklar ist zurzeit auch noch, was der Verunglückte am Westfriedhof gemacht hat. Den Ermittlungen zufolge war er mit dem Auto in östlicher Richtung auf der Baldurstraße unterwegs gewesen.

Gegenüber des U-Bahn-Aufgangs hat er sein Fahrzeug am Straßenrand abgestellt und ist dann über die Straße gegangen. Auf dem Rückweg, wenige Meter neben der Fußgängerampel, ist dann der Unfall passiert.

Wer noch Hinweise geben kann, das Unfallfahrzeug oder den Fahrer kennt, wird gebeten sich unter der Telefonnummern 62 16 33 80 oder 62 16 33 22 mit der Verkehrspolizei in Verbindung zu setzen. Außerdem nimmt auch jede andere Polizeidienststelle Hinweise entgegen. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 04.12.2003
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