Zauberstrauch

Nymphenburg · Wer in den letzten Tagen den Frühlingsweg im Botanischen Garten entlang ging, glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Rundherum trockenes Laub, kahle Bäume und Sträucher und mitten darin ein einziges über und über mit kleinen gelben wohlriechenden Blüten bedecktes blattloses Gehölz.

Ein Blick auf das dem Strauch beigestellte Schild enthüllt, worum es sich handelt: Hamamelis virginiana lautet die wissenschaftliche Bezeichnung, auf Deutsch Virginische Zaubernuss, Hexenhasel, Zauberhaselrinde und Zauberstrauch genannt! Ein Strauch blüht mitten im Winter? Das muss Zauber sein…

Die Fachliteratur jedoch belehrt uns eines Besseren: Die ursprünglich im östlichen Nordamerika beheimatete Virginische Zaubernuss hat ihre reguläre Blütezeit tatsächlich von September bis Dezember. Dieses Jahr blüht sie im Botanischen Garten besonders schön und man sollte es sich nicht entgehen lassen, diese zauberhafte Blütenpracht bei einem Gartenspaziergang in Augenschein zu nehmen.

Seit altersher wurde die Pflanze von den indianischen Medizinmännern der Ostküste zur Heilung kranker Stammesmitglieder verwendet. Heute weiß man, dass die wirksamen Inhaltsstoffe, nämlich Tannine (Gerbstoffe) und ätherische Öle, in Blättern, Wurzeln und Zweigrinde lokalisiert sind. Sie wirken entzündungshemmend und blutstillend. Ihr positiver Einfluss auf die venöse Blutzirkulation (z. B. Krampfaderbeschwerden) war bereits den Medizinmännern bekannt. Nach Europa gelangte die Virginische Zaubernuss übrigens erstmals im Jahr 1736, als ein englischer Botaniker sie von Nordamerika mit nach Europa brachte.

Der relativ anspruchslose Strauch wird bei uns gern als Zierpflanze verwendet und in Italien und Frankreich in kleinerem Rahmen zur Gewinnung der Wirkstoffe für Medizin und Kosmetik kultiviert.

Artikel vom 27.11.2003
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