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Gegner des FRM 2 stellen dessen medizinischen Nutzen in Frage
Verhärtete Fronten
Ruth Paulig, Bernd Louisoder, Gina Gillig, Karin Wurzbacher und Edmund Lengfelder (v.li.) attackieren die Reaktorbefürworter. Foto: cr
Garching · »Die Betreiber und Befürworter des Forschungsreaktors München 2 (FRM 2) sagen nicht die Wahrheit!« Das behauptet Gina Gillig, Vorsitzende der »Bürger gegen Atomreaktor Garching e.V.«.
Im Rahmen einer Pressekonferenz wollte sie »das Lügenmärchen des ›medizinischen Nutzens‹ des FRM 2« durch die dort praktizierte Neutronentherapie aufzeigen. Bei der Therapie werden Tumore von Krebspatienten mit Neutronen beschossen, um das kranke Gewebe zu zerstören.
Genau diese Vorgehensweise habe erhebliche Nachteile, wie die Diplom-Physikerin Karin Wurzbacher vom Umweltinstitut München e.V. sagt. »Bei dieser Methode werden neben dem kranken Gewebe auch zahlreiche gesunde Zellen zerstört«, argumentiert sie. Das bestätigt auch Prof. Winfried Petry, Leiter des Prüflabors für Technische Physik an der TU München in Garching. »Um das zu vermeiden, setzen wir die Neutronentherapie nur bei oberflächennahen Tumoren ein«, erklärt er.
Doch die Reaktorgegner beharren darauf, dass es effektivere Methoden gibt, um Krebsgeschwüre zu bekämpfen, zum Beispiel die Protonentherapie. Aus diesem Grund hat das Umweltinstitut jetzt eine Broschüre herausgegeben, in der andere Strahlentherapien vorgestellt werden, die effektiver und schonender seien. So ließen sich geladene Teilchen, Protonen, besser lenken und in den Tumor bringen als Neutronen. Petry jedoch hält die Neutronentherapie für eine wirkungsvolle Ergänzung zur Protonentherapie und ist weiter vom medizinischen Nutzen des FRM 2 überzeugt.
Prof. Edmund Lengfelder vom Strahlenbiologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität geht hart mit den Betreibern ins Gericht: »Die Befürworter spielen mit den Ängsten der Menschen.« Er kritisiert, dass mit der Therapierung von Krebskrankheiten für den FRM 2 »geworben« werde, obwohl die Neutronentherapie ineffizient sei. Dagegen spricht Petry von 40 Prozent der bisher über 700 Patienten, die heilend auf die Therapie angesprochen hätten, bei weiteren 40 Prozent sei eine Schmerzlinderung eingetreten.
Beide Parteien beharren auf ihren Positionen. Die Fronten sind verhärtet. Ein Dialog scheint in dieser Situation unwahrscheinlich, ein Kompromiss unmöglich. Befürworter und Gegner des Reaktors werden sich weiter bekämpfen, da der Reaktor von allen zuständigen Stellen genehmigt wurde und ab Mitte des kommenden Jahres voll in Betrieb sein soll. Carsten Clever-Rott
Artikel vom 12.11.2003Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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