Präventionsstück über Gewalt zwischen Kindern

Wehr dich doch

Theater in der Schule: »Wehr dich doch«.
	Foto: Peter Heinz Rosin

Theater in der Schule: »Wehr dich doch«. Foto: Peter Heinz Rosin

»Lucky, wart halt auf mich! Ich hab doch ein altes Radl«, ruft Tommy völlig außer Atem hinter seinem Freund her. »Verpiss Dich!«, schreit Lucky, tritt noch fester in die Pedale und fährt mit seinem Mountain-Bike davon.

Tommy bleibt zurück – zusammengekauert und allein sitzt er auf der Bühne. Szenenwechsel: »Alle mal herhören, Anja hat eine SMS bekommen.« Anja, die ihre beste Freundin mit einem neuen Handy beeindrucken will, muss hilfslos zusehen, wie ein drittes Mädchen das Handy nimmt und sie weiter verspottet: »Der steht nicht auf dicke Mädchen, da kannst du lange mit deinem fetten Arsch wackeln.« Dann rauscht sie mit Anjas bester Freundin hinter die Kulissen. Ein Wort gibt das andere, auf eine Beleidigung folgt die nächste – ein fast ganz normaler Tag im Leben der Geschwister Anja und Tommy. Sie sind die Hauptfiguren in »Wehr dich doch«, dem Präventionsstück vom Theater Trampelmuse. Das Thema: Gewalt zwischen Kindern, wie sie entsteht und eskaliert und was man dagegen tun kann. In rasantem Szenenwechsel zeigen Christl Feiler, Stefan Stefinsky und Vanessa Jeker die unterschiedlichen Ausprägungen von Mädchen- und Jungengewalt. Virtuos spielen sie zusammen mit lebensgroßen Figuren und schlüpfen in die Rollen von Tätern, Opfern und Mitläufern. Dazwischen werden die Gefühle und inneren Bilder der Akteure als musikalisch unterlegtes Schattenspiel dargestellt. »Es war uns wichtig aufzuzeigen, wie Gewalt ihren Anfang nimmt und dass es unterschiedliche Formen von Gewalt gibt. So können Mädchen ebenso Täterinnen sein wie Jungen Opfer und umgekehrt«, argumentiert Christl Feiler vom Theater »Trampelmuse«. Drei Jahre hat sie zusammen mit ihrem Partner Stefan Stefinsky an dem Stück gearbeitet. »Wehr dich doch« wird am 4. und 5. November an der Grundschule in der Grafinger Straße in Berg am Laim aufgeführt. Aber »Wehr dich doch« bietet keine Patentlösungen. So werden gegen Ende des Stückes die Zuschauer aufgefordert, eigene Lösungen zu finden, die die Schauspieler dann umsetzen. Und es kommt schon mal vor, dass ein 11-Jähriger beherzt eine der lebensgroßen Pappfiguren nimmt, um das Eingreifen zu üben. »Unser Hauptziel ist es, die Kinder und Jugendlichen zum Hinschauen und Einmischen aufzufordern. Denn, so Stefan Stefinsky weiter, letztendlich müssen wir alle lernen, Flagge zu zeigen und den Mut zur Zivilcourage finden.«

Artikel vom 29.10.2003
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