Christian Flühr (Olympiadorf) will im Januar zehn Tage am Stück Ski fahren

Rekorde für die Ewigkeit

Zehn Tage nonstop auf Skiern unterwegs – das heißt auch nachts. Auf diese sportliche Höchstleistung bereitet sich Christian Flühr vor.	Foto: Privat

Zehn Tage nonstop auf Skiern unterwegs – das heißt auch nachts. Auf diese sportliche Höchstleistung bereitet sich Christian Flühr vor. Foto: Privat

Olympiadorf · Draußen bricht gerade der Tag herein. Die Vögel zwitschern im ersten Tageslicht. Das Olympiadorf in München schläft noch. Für Christian Flühr (30), Marathon-Skiweltrekordhalter, hat das Training bereits begonnen – er ist auf seiner zehn Kilometer langen Laufstrecke durch den Olympiapark unterwegs.

Am späten Nachmittag stehen bei dem gebürtigen Oberhausener zwei Kilometer Langstreckenschwimmen auf dem Programm. Wofür das alles? »Trainingsbeginn oder konditionelle Vorbereitung auf den kommenden Winter«, nennt das der Weltrekordhalter. Im Januar will Flühr, der mittlerweile im elften Jahr in Bayern beheimatet ist, zum fünften Mal in Folge seine eigenen Weltrekordmarken verbessern. Die aktuellen Rekorde, aufgestellt im März 2003, liegen bei 168 Stunden, also sieben Tage, nonstop auf Skiern und 453.000 abgefahrenen Höhenmetern. Jahr für Jahr schraubt der Student der Kommunikationswissenschaften die Rekorde in immer atemberaubendere Höhen. Dieses Mal hat sich der Extremsportler die Marke 240 Stunden nonstop in den Kopf gesetzt. »Nonstop heißt auch ohne Pause. Lediglich alle acht Stunden ein kurzer medizinischer Check unterbricht die Rekordjagd, ansonsten Tag und Nacht auf Skiern.« Deshalb beginnt auch jetzt schon das harte Training. Sechs Tage die Woche anstrengendes Konditions- und Krafttraining. Der 30-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er andere Einheiten weitaus mehr mag, aber die Anforderungen an seinen Körper sind unvorstellbar: zehn Tage gegen Wind, Kälte, Müdigkeit und schmerzende Muskeln kämpfen. Und das bei Geschwindigkeiten von weit über 100 Stundenkilometern in der Spitze. Gibt es überhaupt eine Konkurrenz, die dem ehrgeizigen »Ruhr-Münchner« die Rekorde streitig machen will? »Ja, die gibt es. Aber die kommt an mich nicht heran«, erklärt Flühr selbstbewusst. Im vergangenen Winter war er der einzige, der die komplette Distanz nach Guinessregeln durchhielt. Der Deutsche schaffte dabei 100.000 Höhenmeter mehr als der beste seiner fünf Konkurrenten. Die zehn Tage nonstop auf Skiern sollen allerdings die letzte Rekordjagd sein. »Ich trete zum letzten Mal an, in Zukunft nur noch, wenn ich herausgefordert werden sollte. Dem Skisport bleibe ich aber treu. Mein letztes Ziel heißt Olympia 2006 in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom, zwar nicht für Deutschland, aber dabei sein werde ich sicher.« Die Rekorde, hofft der Marathon-Skisportler, sollen für die Ewigkeit Bestand haben. Bis die Rekordfahrt Ende Januar allerdings beginnt, warten auf Christian noch unzählige ungeliebte Trainingseinheiten bei ihm zu Hause im Olympischen Dorf oder im Allgäu, bevor die Schneetrainingseinheiten richtig losgehen. Macht das überhaupt Spaß? Der Extremsportler strahlt und sagt: »Sicher, sonst würde ich es nicht wieder machen, ich muss schließlich niemanden mehr etwas beweisen.«

Artikel vom 05.09.2003
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