75 Jahre alte Hartmannshofer Obstpresse wieder bis November in Betrieb

Aus »fest« mach »flüssig«

Die »Herren von der Presse« bei der Arbeit. Die gehäckselten Äpfel werden in Tücher eingeschlagen und

Die »Herren von der Presse« bei der Arbeit. Die gehäckselten Äpfel werden in Tücher eingeschlagen und

Hartmannshofen · Mal ist er bernsteinfarben, mal fast kaffeebraun, der eine schmeckt zuckersüß, der andere eher herb-aromatisch. Was für ein Apfelsaft aus der Obstpresse kommt hängt davon ab, welche Apfelsorten man verwendet.

In Handwagen, auf dem Gepäckträger des Fahrrads oder sogar im Anhänger bringen Gartenbesitzer ihr Obst herbei und jeder nimmt aus der Mosthütte im Hartmannshofer Park garantiert nur den Saft seiner eigenen Obsternte mit nach Hause.

Seit vergangenen Samstag ist sie wieder in Betrieb, die Obstpresse des Obst- und Gartenbauvereins Hartmannshofen e.V. Wie jeden Herbst bietet der Verein ab jetzt bis zum 8. November jeden Samstag ab 8 Uhr die Möglichkeit, Obst aus dem eigenen Garten zu Saft pressen zu lassen. Mindestens drei Vereinshelfer sind dazu jeweils in der kleinen Hütte an der Reinoltstraße und bedienen die alte Presse. »Die würde sogar das Deutsche Museum gerne haben«, scherzt einer der Helfer über die alte Maschine.

In der Tat ist die Obstpresse fast eine Antiquität: sie wurde 1928 gebaut, funktioniert aber nach wie vor einwandfrei. Zunächst werden die ganzen Äpfel im Apfelhäcksler zerkleinert. Die Apfelstücke werden dann in Tücher eingeschlagen, in eine Metallwanne gelegt und unter einer Pressplatte zusammengedrückt. Anders als bei modernen Maschinen wird der Druck noch über eine Hydraulik erzeugt. »Dadurch geht die Pressung zwar etwas langsamer, ist aber wesentlich handwerklicher«, erzählt Johann Liebhard, Vorsitzender des Gartenbauvereins, begeistert.

Etwa eine Viertelstunde dauert das Verfahren und nachdem die Äpfel einem Druck von 80 Bar ausgesetzt waren, bleibt davon nur trockener Trester übrig, der zur Wildfütterung verwendet wird. Und natürlich der frische Apfelsaft, der dann abgeseiht und in die mitgebrachten Kanister gefüllt wird. Rund einen Dreiviertelliter Saft erhält man aus einem Kilo Obst – bevorzugt werden Äpfel, Birnen oder Quitten zur Pressung gebracht - und so nimmt mancher Obstgartenbesitzer 50 oder noch mehr Liter Saft mit nach Hause. Da sich der frische Saft selbst im Kühlschrank nur zwei bis sechs Tage hält, gibt der Gartenbauverein Info-Blätter mit Tipps zur Haltbarmachung und Weiterverarbeitung der Säfte aus.

Das Angebot des Obst- und Gartenbauvereins steht nicht nur den derzeit 211 Vereinsmitgliedern offen. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag kann hier jeder seinen eigenen Saft herstellen lassen, und zwar aus jeder Sorte Kernobst. »Obst zum Pressen sollte in dem Zustand sein, in dem man es auch essen würde«, erklärt Liebhard die einzig nötige Vorbereitung. Das heißt, es sollte gewaschen und von Fallobst sollten faule Stellen entfernt worden sein. Und er schwört auf eine Mischung von sechs bis sieben verschiedenen Apfelsorten für das optimale Aroma. pt

Artikel vom 28.08.2003
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