Atelier von Bildhauer Rosa geöffnet

Meditative Räume

Das Atelier in der Osterwaldstraße.

Das Atelier in der Osterwaldstraße.

Das Lenbachhaus zeigt bis 19. Oktober Hermann Rosas Werdegang als Bildhauer (Hermann Rosa 1911-1981 – Das Atelier des Bildhauers) in dessen letztem, in der ursprünglichen Form erhaltenen Atelier in der Osterwaldstraße 89 am Englischen Garten.

Hermann Rosa trat mit seinem bildhauerischen Werk nur in wenigen Fällen an die Öffentlichkeit und ist deshalb kaum bekannt geworden. Jedes Zugeständnis an den Geschmack oder Wunsch eines Auftraggebers war ihm unmöglich, weil es der Unbedingtheit seines Kunstverständnisses widersprach.

Der Künstler ging zunächst von einer neusachlichen Figürlichkeit aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seine Figuren zunehmend abstrakter. Seine wichtigsten Leitbilder wurden Paul Cézanne und Alberto Giacometti. Zu Beginn der fünfziger Jahre entstanden zwei seiner Hauptwerke: Das Adalbert-Stifter-Denkmal und »Der Käfer« nach Franz Kafkas Erzählung »Die Verwandlung« von 1912. Die Augenhöhlen in dem kantigen Kopf Stifters öffnen einen erschreckenden Abgrund in der scheinbaren Ruhe des Gesichts.

Rosa hat Plastik als Kunst definiert, die sich im Raum entfaltet und dennoch ein Inneres veranschaulicht. Deshalb war für ihn die Architektur Grundlage seiner Arbeit. Erst nachdem er sich mit dem Atelier in der Osterwaldstraße den adäquaten Raum geschaffen hatte, nahm er nach 10-jähriger ausschließlicher Konzentration auf Architektur 1966 die Bildhauertätigkeit wieder auf.

Rosas Gebäude sind an der Architektur der Zwanziger Jahre und deren Anspruch auf Wahrhaftigkeit in der Verwendung des Materials orientiert. Sichtbeton und Glas sind die konstituierenden Elemente. In ihrer rigorosen Funktionalität sind sie die Verkörperung menschlicher Grundbewegungsmuster wie Gehen, Stehen, Liegen oder Steigen. In der daraus abgeleiteten stereometrischen Äußerlichkeit und Abstraktheit der Baukörper entstehen offen, mit der umgebenden Natur verbundene, meditative Räume, die der geistigen Freiheit des in ihr Tätigen keine Hindernisse entgegenstellen. Damit sind sie Beispiele eines funktionalen Bauens, das in München ohne Vergleich ist.

Die Ausstellung ist von August bis September von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 16 bis 20 Uhr und im Oktober von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist das Atelier mit der U-Bahn U6, Haltestelle Nordfriedhof.

Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 07.08.2003
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