Moosacher wollen abgebaute gelbe Kästen wiederhaben / Schlechte Aussichten

Kampf um Briefkästen

Den Briefkasten an der Ecke Dachauer Straße / Hugo-Troendle-Straße hat die Post abgebaut – sehr zum Ärger von Liselotte Arndts (l.), Mechthilde Löffelmann (r.) und den Anwohnern in der Nachbarschaft.

Den Briefkasten an der Ecke Dachauer Straße / Hugo-Troendle-Straße hat die Post abgebaut – sehr zum Ärger von Liselotte Arndts (l.), Mechthilde Löffelmann (r.) und den Anwohnern in der Nachbarschaft.

Sparen, sparen, sparen – alle müssen sparen. Und der Service bleibt auf der Strecke.

Zum Beispiel bei der Deutschen Post. Im April hat der gelbe Riese bundesweit sein Netz an Briefkästen »ausgedünnt«. Mit anderen Worten: Quasi über Nacht waren zahlreiche Briefkästen – zum Teil samt Briefmarkenautomaten – verschwunden.

Wie viele es sind, sagt Dieter Nawrath, Sprecher der Post München, nicht: »Das weiß ich gar nicht, und wenn ich es wüsste, würde ich die Zahlen nicht rausgeben.«

In Moosach sind es einige. »Andernacher Straße, Nederlinger Straße, Hugo-Troendle-Straße, Karlingerstraße, Welzenbachstraße...« Die Moosacher Seniorenbeirätin Mechthilde Löffelmann kann die abmontierten Briefkästen in ihrem Stadtteil schon aus dem Effeff aufzählen. Klar, bei der Unmenge an Klagen, die sie bereits hat aufnehmen müssen. Ihren Beschwerdebrief hat die Post rasch beantwortet.

Den Briefkasten an der Ecke Hugo-Troendle-/Dachauer Straße haben die Nachbarn aber nicht zurückbekommen. Ihnen empfiehlt die Post den Weg zum über 600 Meter entfernten Seniorenheim in der Hugo-Troendle-Straße 10 oder an die Alfred-Drexel-Straße – auch rund 500 Meter vom alten Standort entfernt.

Gerade für ältere Menschen ist das eine Katastrophe. »Das ist furchtbar«, klagt Maria Kögler aus der Welzenbachstraße. Liselotte Arndts formuliert es ein bisschen drastischer: »Es ist idiotisch, an einem solchen Punkt einen Briefkasten zu entfernen.« Der Platz sei stark frequentiert, auch wegen des Kiosks in unmittelbarer Nachbarschaft, argumentiert die Rollstuhlfahrerin.

Doch die Post hält diesen Briefkasten für entbehrlich. Zumal die selbstgesteckte Vorgabe lautet: Kosten sparen, an der Kundennachfrage orientieren und den Qualitätsvorgaben der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) gerecht werden. »Die sieht vor, dass der maximale Weg von der Haustür bis zum Briefkasten 1.000 Meter nicht überschreiten darf«, erläutert Nawrath. »Diese Vorgabe übererfüllen wir sogar.« Für die gesamte Stadt habe sich der durchschnittliche Weg von 229 auf 368 Meter verlängert.

Das ist den Senioren in der Troendle-Straße aber reichlich egal. »Wir wollen unseren Briefkasten wieder haben«, protestiert Arndts, auch weil sie ihre Briefe wegen einer Bodenkante am Kasten vor dem Seniorenheim nicht selbst einwerfen kann. Die Aussichten auf Erfolg sind allerdings schlecht. »Wir werden keine Briefkästen wieder aufstellen«, erklärt der Postsprecher. »Es kann bestenfalls sein, dass der eine oder andere Kasten ummontiert wird, aber dann beschweren sich wieder andere.«

Über mangelnde Beschwerden braucht sich die Deutsche Post derzeit übrigens nicht zu beklagen. Aber Nawrath betont: »Wenn die Bürger einen Wunsch nach Änderung der Briefkastenstandorte an uns herantragen, wird dieser genau geprüft und gegebenenfalls auch umgesetzt. In Einzelfällen sind bereits Korrekturen vorgenommen worden. Wir schalten da nicht auf stur, aber es muss natürlich gut begründet sein.«

Sicherlich begründet ist der Sparkurs, an dem der gelbe Riese hält in jedem Fall festhält. Ob das nun kundenfreundlich sein mag oder nicht.

Artikel vom 07.08.2003
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