Sozialkonferenz München-Nord fordert Vernetzung und Kooperation

Wenn soziale Hilfe ins Leere läuft

Joachim Unterländer, Christa Stewens und Rainer Großmann (v.li.) kennen die Probleme der sozialen Einrichtungen, doch es gibt keine Patentlösung.

Joachim Unterländer, Christa Stewens und Rainer Großmann (v.li.) kennen die Probleme der sozialen Einrichtungen, doch es gibt keine Patentlösung.

»Der Dialog zwischen Politik und denen, die in der Sozial-, Kinder- und Jugendhilfearbeit tätig sind, soll weiter intensiviert werden.«

So formuliert der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer (CSU) das Hauptziel der von ihm und Bezirksrat Dr. Rainer Großmann (CSU) jährlich organisierten Sozialkonferenz München-Nord.

Am 29. Juli trafen die beiden Sozialpolitiker im Pfarrer-Steiner-Zentrum am Hasenbergl mit Vertretern aus den sozialen Bereichen zusammen. Mit dabei war auch die bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU), die ihre Meinung zu den Anliegen der Einrichtungen abgab.

Einigkeit herrschte darüber, dass die sozialen Einrichtungen miteinander vernetzt werden sollten, um wirklich kompetente Hilfe anbieten zu können. »Das ist toll, wenn man kooperiert«, meinte Jürgen Müller-Hohagen von der Familienberatungsstelle in der Riemerschmidstraße und kritisierte: »Im Münchner Norden fehlt die koordinierte Betrachtung.« Denn die Arbeit, die die sozialen Einrichtungen leisten würden, würden sich auf verschiedenste Bereiche verteilen: die Landeshauptstadt, das Sozialministerium, das Kultusministerium und das Gesundheitsministerium. Auch in diesem Bereich forderte Müller-Hohagen eine Vernetzung.

Unter den Einrichtungen aber ist die Kommunikation ein wichtiges Element in Fragen der Zuständigkeit. Ein verhaltensauffälliges Kind leide zunächst unter der Ausgrenzung, dann unter falscher Integration durch falsche Beurteilung, kritisierte Evi Grundner, Bereichsleiterin im Wichern-Zentrum.

So würden die Kinder »herumgereicht«, jährlich wechsele die Bezugsperson, bis sie beispielsweise im Wichern-Zentrum landeten. »Wir haben dann ein Jahr Zeit, um das Kind für die Schule fitzumachen.« Stewens stimmte Grundner zu, gab aber zu bedenken, dass Eltern ihre Kinder oft falsch beurteilten. Die Folge sei zu spätes Handeln.

Dr. Edith Wölfl, ebenfalls vom Wichern-Zentrum, bestätigte dies: »Kinder mit Risikofaktoren werden nicht erkannt.« Gemeint sind Abweichungen in der psychischen Entwicklung, bei denen das Kind auf Hilfe angewiesen ist. »Daher planen wir eine Frühförderung im Wichern-Zentrum«, erklärte sie. Doch alle Maßnahmen kosten natürlich Geld. Geld, das von der öffentlichen Hand nicht zur Verfügung gestellt wird.

Dabei weiß Stewens: »Jeden Euro, der heute eingespart wird, müssen wir in wenigen Jahren doppelt und dreifach aufbringen.« Und da schließt sich wieder der Kreis. Denn durch Vernetzung lassen sich Kosten verringern und Kapazitäten gezielt einsetzen, ohne dass die Qualität der sozialen Hilfeleistungen darunter leiden müsste. Vielleicht schafft es die Sozialkonferenz hier, mal einen Denkanstoß zu geben.

Artikel vom 06.08.2003
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