Bürger konfrontieren BMG bei Trassenbegehung mit Befürchtungen

Tumult um Transrapid-Trasse

Die frühere S-Bahn zum Olympiastadion soll zur Transrapid-Trasse werden. Die Anwohner befürchten dadurch Nachteile.	Montage: ABC Fotosatz

Die frühere S-Bahn zum Olympiastadion soll zur Transrapid-Trasse werden. Die Anwohner befürchten dadurch Nachteile. Montage: ABC Fotosatz

Transrapid-Trasse

München-Nord · Zukunftsträchtiges Prestigeprojekt oder teures Millionengrab – der Transrapid spaltet nach wie vor alle Gemüter. Nachdem sich vor fast drei Wochen die nordrhein-westfälische Regierung von ihrem Transrapid Projekt »Metrorapid« verabschiedet hat, sind die Vertreter der Bayerischen Magnetbahnvorbereitungsgesellschaft (BMG) entschlossen, den Bau des Transrapids, der ab 2007 den Münchner Hauptbahnhof mit dem boomenden Flughafen verbinden soll, so schnell wie möglich zu verwirklichen. Entlang der favorisierten West-Trasse, die vom Hauptbahnhof über die Borstei, Olympia-Pressestadt, Feldmoching, Ober- und Unterschleißheim und Neufahrn zum Flughafen führt, formiert sich unterdessen neuer, teils massiver Widerstand in der Bevölkerung. Um diesen abzubauen, fand am Freitag, 4. Juli, auf Initiative des CSU-Landtagsabgeordneten Joachim Unterländer eine Trassenbegehung statt. Anwesend waren dabei unter anderem der stellvertretende CSU-Landtagsfraktionschef Dr. Otmar Bernhard, Vertreter der Bezirksausschüsse Feldmoching-Hasenbergl und Moosach, die beiden Geschäftsführer der BMG, Dr. Josef Zeiselmair und Horst Fechner und natürlich zahlreiche Bürger aus dem Münchner Norden. Die erste Station war an der Siedlung Borstei, wo der Transrapid vom Hauptbahnhof kommend laut Planung den Tunnel verlassen soll. Fechner erläuterte, dass die Trasse etwa 300 Meter nach der Siedlung den Tunnel verlassen würde, also auf Höhe des Mittleren Ringes oberirdisch verlaufen würde. Die Sorgen des Vorsitzenden der Mietergemeinschaft Borstei, Detlev Bohlmann, dass es dabei zu starken Vibrationen und einer enormen Lärmentwicklung kommen könnte, versuchte Fechner eloquent auszuräumen: »Der Transrapid ist wesentlich leiser als die Autos am Mittleren Ring, den werden sie gar nicht hören.« Außerdem versprach er, dass an der denkmalgeschützten Siedlung eine Bestandsaufnahme gemacht werden würde und alle durch den Bau entstandenen Schäden von der BMG erstattet werden würden. Dem Geschäftsführer der BMG, deren Gesellschafter je zur Hälfte der Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn AG sind, ging es bei der Trassenbegehung vor allem darum, bestehende Vorurteile abzubauen: »Mir gegenüber beklagen sich immer wieder viele Bürger, dass es beim Vorbeifahren des Transrapids zu einem lauten Knall käme oder dass es enorme Vibrationen gebe. Das ist aber allein technisch widerlegbar. Bei einer Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern, die in der Nähe von Wohngebieten erreicht werden, gibt es keinen Schallknall. Und dadurch, dass der Zug nicht direkt auf der Trasse aufliegt, sondern etwa einen Zentimeter darüber quasi durch die Luft schwebt, sind auch die Vibrationen gering.« Erheblich größerer Widerstand regte sich bei den Bewohnern der Olympia-Pressestadt. Zeitweise kam es bei der Diskussion zwischen den etwa 50 Bürgern und Fechner zu fast tumultartigen Zuständen. Ein älterer Bewohner der Olympia-Pressestadt etwa regte sich darüber auf, dass »sinnlos Steuergelder für eine technische Totgeburt ausgegeben« würden. Andere forderten, ähnlich wie Oberbürgermeister Christian Ude eine komplette Untertunnelung der Trasse im gesamten Stadtgebiet. »Die uns versprochenen Lärmschutzfenster reichen bei weitem nicht aus«, erklärte etwa Wolfgang Linden, der Vorsitzende der Mieter- und Eigentümergemeinschaft der Olympia-Pressestadt. Auffallend war, dass sich erstaunlich viele Bürger im Vorfeld sehr genau über gesetzliche Lärmschutzmaßnahmen und die physikalische Bedeutung des Schalls kundig gemacht hatten, so dass weder Fechner noch der ebenfalls anwesende Planer der BMG die Anwohner davon überzeugen konnten, dass die Magnetbahn tatsächlich so leise sein wird, wie von den Vertretern der BMG angekündigt. Doch auch wenn die BMG sich die Sorgen und Einwände sehr zu Herzen nehmen wolle, musste Fechner allen Wünschen eine klare Absage erteilen: »Weder für einen weiteren Tunnel, noch für noch mehr Lärmschutz besteht nach derzeitigem Wissens- und Planungsstand ein technischer Bedarf.« Doch gerade die Untertunnelung wäre eine Möglichkeit, Akzeptanz für den Transrapid bei den Bürgern zu schaffen. So erklärte die engagierte Magnetbahn-Gegnerin Monika Barzen aus der Lerchenau, dass sie ihren Widerstand gegen das Projekt aufgeben würde, wenn die Untertunnelung im Münchner Stadtgebiet in die Planungen aufgenommen würde. Sie und alle weiteren Skeptiker lud Fechner ein, sich am Transrapid-Info-Center am Flughafen ein eigenes Bild vom Projekt zu machen und sich so »von den Fakten leiten lassen«. Überzeugen konnte er damit allerdings nur Wenige – selbst der CSU-Abgeordnete Unterländer kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob er dem Projekt zustimmen wird. »Jetzt steht die Aufnahme optimaler Lärmschutzmaßnahmen ins Planfeststellungsverfahren an erster Stelle«, betonte er im Gespräch mit dem Moosacher Anzeiger. Sollte das nicht gegeben sein, spielt er mit dem Gedanken, gegen die Magnetschwebebahn zu stimmen. Filippo Cataldo

Artikel vom 16.07.2003
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...