Isar-Renaturierung nach Art der St.Anna-ABC-Schützen

Erstklassig

Die Isar braucht vor allem ein bequemes Bett. Deshalb machen sich viele fleißige, kleine Arbeiter ans Ausheben.

Die Isar braucht vor allem ein bequemes Bett. Deshalb machen sich viele fleißige, kleine Arbeiter ans Ausheben.

Wer will fleißige Handwerker seh’n? Der sollte am besten in Großhesselohe an die Isar geh’n, wenn dort die ABC-Schützen der St. Anna-Grundschule zu Gange sind.

Unter Aufbietung sämtlicher Kräfte werden tiefe Löcher ausgehoben und schwere Eimer, randvoll mit Kies, hin- und hergeschleppt. Unermüdlich schaufeln die kleinen Arbeiter, um die Isar in die gewünschten Bahnen zu lenken.

»Den Fluss begradigen« heißt die erste Aufgabe, die Barbara Weinig von der Umweltbildungsstätte Emporium GbR ihnen stellt. Aber keine Angst: Die ABC-Schützen müssen nicht mit den reißenden Fluten der »echten« Isar kämpfen, sondern dürfen sozusagen an deren »kleiner Schwester« üben: einem winzigen Bächlein, das sich wacker durchs Kiesbett schlängelt, um dann seitlich in den großen Strom zu münden. »Macht die Augen zu und stellt euch vor, das wäre die richtige Isar, von der Quelle im Karwendelgebirge bis nach München«, hilft Barbara Weinig der Fantasie ihrer Schützlinge auf die Sprünge.

Alle Erstklässer stehen mit zugekniffenen Augen am Ufer, höchst konzentriert. Und so mancher sieht schon genau den großen Stausee vor sich, den er anschließend selbst nachbauen wird. Und mit Hilfe des Kopfkinos werden die Kids zu den wahren Flußgestaltern, auch wenn die Begradigung der Isar so manche Opfer fordert: nasse, schlammbespritzte Hosen, verschwitzte T-Shirts und manche erbitterte Diskussion, ob das Ufer an dieser Stelle denn nun aufgeschüttet oder nicht besser abgetragen werden sollte.

Immer schneller und reißender fließt das Modell-Bächlein dahin, je mehr es die ABC-Schützen in die Gerade zwingen. »Und was passiert nun, wenn es zum Beispiel ganz viel regnet und der Staudamm überflutet wird?«, fragt Barbara Weinig. Die Erstklässer probieren es sofort aus: Leo und Lewis reißen den mühsam aufgetürmten Damm aus schweren Ästen ein und das Wasser bricht sich Bahn. »Da wird München ja total überschwemmt«, jammern Amelie, Karolin und Friederike.

Damit so etwas nicht wieder vorkommt, machen sich die ABC-Schützen nun daran, viele Kurven in ihren Mini-Fluss einzubauen. Das hat gleich mehrere Vorteile: »An so einem gewundenen, langsam fließenden Fluss könnt ihr auch viel besser spazieren gehen, die Beine mal ins Wasser hängen, euch auf einen Stein setzen«, erklärt Barbara Weinig. »Und den Tieren ist das auch lieber, weil ihre Eier nicht weggeschwemmt werden«. »Da wäre ich lieber Fisch als in dem gerade Fluss«, ist daraufhin die spontane Reaktion von Max.

Wie viele verschiedene Tiere und Pflanzen sich in den Isarauen wohl fühlen, erfahren die Erstklässer in einem Spiel: Jeder bekommt ein Foto mit Beschreibung an den Rucksack geheftet und muss durch geschickte Fragen an die Klassenkameraden herausfinden, welches Lebewesen sich da hinter seinem Rücken tummelt. Anschließend werden alle Tiere besprochen: von der Zecke über den Biber bis hin zur gerandeten Jagdspinne, der größten in Deutschland vorkommenden Spinne überhaupt. »Oh, das war ja meine!«, tönt es aus den Reihen der ABC-Schützen.

Artikel vom 10.07.2003
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