Es lebe der Sport!

Spielraum in der Großstadt: Der MTV von 1879 e.V.

Viel Freiraum vor dem Tor: Der MTV bietet Burak, Omer und Vassilis (v.l.) die Möglichkeit, nach Herzenslust zu trainieren.

Viel Freiraum vor dem Tor: Der MTV bietet Burak, Omer und Vassilis (v.l.) die Möglichkeit, nach Herzenslust zu trainieren.

Er ist gesund und macht uns hart..., so heißt es vielversprechend in dem bekannten Hit von Rainhard Fendrich. Kann der Sport in einem so dicht bebauten Gebiet wie der Münchner Innenstadt überhaupt richtig aufleben? Auch dort gibt es »Spielräume« für Sportskanonen. Wo sich solche Räume finden lassen, das erfahren sie in der kurzen Serie der Münchner Wochenanzeiger, die »Sport im Zentrum« ins Zentrum des Interesses rückt.

»Den Ball muss man doch einfach reinmachen!« Kopfschüttelnd sitzen Burak und Vassilis am Spielfeldrand und kommentieren fachmännisch die Leistungen ihres Teamkollegen Omer von den E2B-Junioren.

Obwohl die Fußballsaison bereits vorbei ist, trainieren die Jungs freiwillig weiter. Kein Wunder, wenn man einen so schönen großen Sportplatz zur Verfügung hat wie den an der Werdenfelsstraße in Sendling. Hier nämlich befindet sich die grüne Dependance des MTV München von 1879 e.V., dessen Hauptsitz eigentlich mitten im Herzen Münchens liegt: in der Häberlstraße 11b, einen Steinwurf weit vom Goetheplatz.

»Wir haben einen einmalig zentralen Standort und eine wunderschöne alte Halle mit Flair, die in den Weltkriegen zerstört und danach wieder originalgetreu aufgebaut wurde«, schwärmt MTV-Geschäftsführer Helmut Fuchs. »Das alles wollen wir natürlich unter keinen Umständen aufgeben«. Trotz der bevorzugten Lage hatte der MTV – ursprünglich ein Männerturnverein, der sich aber bereits vor über 80 Jahren für das weibliche Geschlecht öffnete – von Anfang an ein Outdoor-Paradies in der Werdenfelsstraße. Denn mit Sport im Freien war schon um 1879 nichts drin in der Münchner Innenstadt.

Weil die Halle in der Häberlstraße heute mit U 3 und U 6 so gut zu erreichen ist, kommen die knapp 6000 Vereinsmitglieder von überallher aus München und Umgebung, erzählt Fuchs. »Aber es sind auch viele Leute dabei, die in der Innenstadt wohnen. Vor allem ganz junge und ältere Menschen, die nicht so mobil sind, dass sie quer durch die Stadt zu ihrem Sportverein fahren können.« Rund 1300 Kinder und Jugendliche sowie 800 bis 1000 Mitglieder über 60 Jahre zählt der MTV derzeit, so schätzt Fuchs. Für die Senioren ist das Angebot in der Häberlstraße besonders vielseitig. Es reicht von Gymnastik über Tischtennis bis hin zu Basketball.

»Unser jüngstes Mitglied ist wohl derzeit so um die zwei Jahre alt, unser ältester Aktiver 95«, erzählt der Geschäftsführer stolz. Doch Sportverein »von der Wiege bis zur Bahre« – das ist heute beileibe nicht mehr der Normalfall. »Gerade in der städtischen Gesellschaft wird es immer schwerer, Zusammenhalt, Geselligkeit und Vereinsbindung aufzubauen, sogar bei den Mannschaftssportarten«, bedauert Fuchs.

In der Stadt werde Sport oft »nur noch konsumiert« – besonders, was Trend- und Fitness-Sportarten wie Aerobic, Thai-Bo, Bauch-Beine-Po oder auch Klettern betrifft.

Die entsprechenden Kurse des MTV sind stets überfüllt, allein rund 850 Mitglieder nutzen die beiden gut ausgestatteten Fitnessräume in der Häberl- und Werdenfelsstraße. »Wir haben immer versucht, die Zeichen der Zeit früh genug zu erkennen und entsprechend zu investieren«, betont Fuchs.

So wurde, dem Trend folgend, 1995 in der Häberlstraße die zweitgrößte Kletterhalle Münchens eröffnet und im Jahr 2000 der Fitnessraum erweitert. Seit etwa einem Jahr ist die neue Halle an der Werdenfelsstraße in Betrieb. Geplant ist ferner, ab Herbst den Gesundheitssport auszubauen, speziell für die Bereiche Diabetes, Koronarsport, Rückenschule und Osteoporose. – Auch dies ein Gebot der Stunde, findet Fuchs.

Doch finanziell steht dem MTV, der in den letzten 4 Jahren rund sieben Millionen Euro in den Erhalt und Ausbau seiner Sportstätten investiert hat, keine leichte Zeit bevor: zwei Millionen bereits zugesagte Zuschüsse des Bayerischen Landessportverbandes sind unerwartet weggefallen. »Zum Glück hält die Stadt München trotz der schlechten Haushaltslage ihre Zusagen ein«, meint Fuchs. Außerdem steigen die Mitgliederzahlen des MTV – entgegen dem bundesweiten Trend – kontinuierlich an: ein Zeichen dafür, dass Sport gerade im Münchner Zentrum mehr denn je gefragt ist. rme

Artikel vom 26.06.2003
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