Neue Abteilung im Stadtmuseum

Chiffren der Erinnerung

Das Münchner Stadtmuseum steht heute zum Teil auf dem Platz des ehemaligen Kaufhauses Uhlfelder. In der Progromnacht, 9. November 1938, wurde es zerstört.

Das Münchner Stadtmuseum steht heute zum Teil auf dem Platz des ehemaligen Kaufhauses Uhlfelder. In der Progromnacht, 9. November 1938, wurde es zerstört.

Das Münchner Stadtmuseum St. Jakobs-Platz 1, eröffnete am 5. Juni seine neue Abteilung »Nationalsozialismus in München – Chiffren der Erinnerung«.

Nachdem Auffassungsunterschiede über mögliche Präsentationsformen von NS-Objekten, die im letzten Sommer zur Verschiebung der Eröffnung geführt hatten, ausgeräumt werden konnten, wird nun der Öffentlichkeit eine den Räumen und Mitteln angemessene Ausstellung »Nationalsozialismus in München – Chiffren der Erinnerung« präsentiert. Der Besucher erhält auf ca. 300 qm eine chronologisch-thematische Grundeinführung in den Nationalsozialismus in München.

Die Darstellung ist ganz auf München konzentriert. Sie beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und endet 1945. Das Konzept orientiert sich an der Frage, was diese Stadt von anderen Städten in Bezug auf den Nationalsozialismus unterscheidet. Den Besucher erwartet somit keine allgemeine Darstellung des Nationalsozialismus oder eine allgemeine Alltagsschilderung.

Ausgestellt sind Objekte, Fotos, Dokumente aus dem Museumsbestand, aus Münchner Archiven und einige private Dauerleihgaben, ergänzt durch Filmausschnitte. München war 1919/20 der Gründungsort der NSDAP mit SA und SS und bis 1945 Sitz der Partei-Reichsleitung. Hier starteten Adolf Hitler und andere maßgebliche Akteure des NS-Regimes ihre politische Laufbahn.

Seit 1933 trug München den Titel »Hauptstadt der Deutschen Kunst« und sei 1935 den Titel »Hauptstadt der Bewegung«. Hier wurden rassistische und militärische Angriffsprogramme entworfen, die Ausschaltung der politischen Opposition und unliebsamer Kunstrichtungen betrieben, mit Dachau eines der ersten Konzentrationslager errichtet und die systematische Verfolgung des Judentums in Gang gesetzt. Wer Widerstand leistete, wurde verfolgt, gefoltert oder hingerichtet.

Die Abteilung hebt München als Ausgangsort der Entstehung des Nationalsozialismus und Parteizentrum ebenso hervor wie Münchens Verflechtung als Kunst- und Feststadt bei der ästhetischen Programmierung und Verharmlosung des NS-Regimes und als Medien- und Rüstungsstandort.

Ein weiterer Akzent ist auf München als Ausgangs- und Aktionsort von Verfolgung und Widerstand gesetzt. Die neue Museumsabteilung versteht sich als ein Teil einer Erinnerungslandschaft, zu der andere Informationsstätten, wie demnächst das Jüdische Museum auf dem Jakobsplatz und in nicht allzu langer Zeit ein NS-Dokumentationszentrum gehören werden. Sie ist – dem Ausstellungsort entsprechend museal angelegt – als Informationsgrundstock gedacht, der durch weitere Ausstellungsangebote und Diskussionsveranstaltungen in der Stadt vertieft werden sollte. Die Abteilung richtet sich an ein breit gefächertes Museumspublikum.

Begleitend erscheint ein Stadtplan zur NS-Topografie 1918-1945, der die Ausstellung mit der städtischen Umgebung verknüpft. Der Ausstellungskatalog 1993/94 »München – Hauptstadt der Bewegung« liegt als Nachdruck wieder vor.

Artikel vom 18.06.2003
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