Hofkirche nach fast 60 Jahren wieder aufgebaut

Ein Symbol der Zerstörung

Ein Kopf fehlt (kleines Bild, Kreis): Die Heiligen an der Fassade der Allerheiligen-Hofkirche erzählen von der Zerstörung des Gebäudes, das jetzt »ein Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit« sein soll, so Kurt Faltlhauser.

Ein Kopf fehlt (kleines Bild, Kreis): Die Heiligen an der Fassade der Allerheiligen-Hofkirche erzählen von der Zerstörung des Gebäudes, das jetzt »ein Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit« sein soll, so Kurt Faltlhauser.

»Dies ist für mich als Münchner ein wirklich bedeutsamer Moment«, erklärte der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser, als er letzte Woche die wiederaufgebaute Allerheiligen-Hofkirche der Residenz der Öffentlichkeit präsentierte.

Fast 60 Jahre hat es gedauert, bis das Schicksal des 1837 von Leo von Klenze erbauten, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Gotteshauses endgültig besiegelt war: Jahrzehntelang bot es Anlass zu kontroversen Diskussionen im Bayerischen Landtag und in der Münchner Bevölkerung. Mit knapper Not entging es dem bereits beschlossenen Abriss.

Nun jedoch erstrahlt die Hofkirche wieder wenn auch nicht im alten, so doch in einem neuen, berückend schlichten Glanz: Die einstige überreiche Innenausstattung, nach byzantinischem Vorbild mit Fresken auf Goldgrund und Marmor-Intarsien gestaltet, ist nicht wiederauferstanden.

Zu groß waren hier die Verluste nach dem Krieg, als das Kircheninnere ohne Überdachung schutzlos dem Verfall preisgegeben war. Statt dessen bestehen Wände und Kuppeln nun aus dem weitgehend originalen, zum Teil aber unverkennbar geflickten, unverputzten Backstein-Mauerwerk.

»Die Allerheiligen-Hofkirche soll auch ein Symbol für die Zerstörungen des Krieges bleiben, die man ja in den übrigen Teilen der Residenz kaum mehr sieht«, betonte Faltlhauser. Mit der Wiedereröffnung dieses Gebäudes sei nun ein markanter Schlussstein gesetzt in der fast 60-jährigen Geschichte des Wiederaufbaus der Residenz. »Doch wenn man am einen Ende eines solchen Riesenkomplexes fertig ist, kann man am anderen wieder anfangen«, fügte der Finanzminister hinzu – mit Blick auf marode Leitungssysteme in den unmittelbar nach Kriegsende wiedererrichteten Gebäudeteilen.

Insgesamt 10,7 Millionen Euro hat der Freistaat in den Aufbau der Hofkirche investiert, davon allein vier Millionen in die Sicherung der Fundamente. Als sakraler Raum soll die Kirche künftig nicht mehr genutzt werden. Trotzdem sei eine »sehr sensible Handhabung« vorgesehen, so Faltlhauser, »keinesfalls eine professionelle Vermarktung«. Ein Beirat unter Vorsitz des Finanzministers soll künftig darüber wachen, dass in der Hofkirche nur würdige Veranstaltungen stattfinden: staatliche Festakte und Ehrungen etwa, klassische Konzerte, Vorträge und Dichterlesungen.

Ansonsten soll die Hofkirche allen Besuchern offen stehen, versprach Faltlhauser – »nicht nur im Rahmen von Residenz-Führungen«. Das gleiche gilt für den ebenfalls neu gestalteten, im Norden angrenzenden Kabinettsgarten, der mit flachen, mosaikgeschmückten Wasserbassins und viel Grün zum Verweilen einlädt.

Wie schon zu Königs Zeiten werde sich der Garten bald wieder zu einem »Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit« entwickeln, prophezeite Faltlhauser – für viele Menschen, die hier in der Nähe wohnen oder arbeiteten. rme

Artikel vom 12.06.2003
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