Beschädigungen am Alten Nördlichen Friedhof / Bürgeraufruf zum Ramadama

Grab-Schändungen?

Das abgebrochene Kreuz ist bereits repariert. Aber von alleine ist es sicher nicht heruntergefallen, glaubt Heinz Hanninger.	Foto: rme

Das abgebrochene Kreuz ist bereits repariert. Aber von alleine ist es sicher nicht heruntergefallen, glaubt Heinz Hanninger. Foto: rme

Maxvorstadt · »So eine alte Schrifttafel kann schon mal verrutschen, aber dass ein massives Steinkreuz ganz von alleine herunterfällt…«

Polizeioberkommissar Heinz Hanninger von der Polizeiinspektion 12 blickt skeptisch drein. Schon Ende März war ihm aufgefallen, dass es extrem viele Schäden auf dem Alten Nördlichen Friedhof (ANF) gibt: abgebrochene Kreuze, lockere Grabplatten und umgeknickte Büsche. »Einige dieser Schäden mögen witterungsbedingt sein, wie nach jedem Winter«, räumt der Kontaktbeamte für das Josephsviertel ein. »Aber eben nicht alle.«

Verdächtig scheint Hanninger, dass sich die Beschädigungen entlang des Hauptweges konzentrieren. Und dann dieses Kreuz, das über Nacht von seinem Sockel verschwand und plötzlich fein säuberlich neben dem Grab stand! »Ein paar Tage später war dieses Kreuz dann aber umgestürzt und zerstört«, erzählt Hanninger.

»Es handelt sich hier eindeutig um Vandalismus«, so das Urteil von Anton Hebensteiner von der Friedhofsverwaltung, dem Hanninger seine Beobachtungen gemeldet hatte. »Die Kreuze sind innen alle mit Dübeln und Stahlgerüsten abgesichert und wiegen mehrere Kilo. Um die abzubrechen, muss man Gewalt anwenden.«

Inzwischen hat ein Restaurator die Kreuze und Steinplatten im Auftrag der Friedhofsverwaltung wieder repariert. »Das Problem ist, dass niemand mehr so richtig für den Friedhof zuständig ist«, meint Hanninger. Seit 1939 werden hier keine Bestattungen mehr vorgenommen, der ANF steht unter Denkmalschutz. Nachts ist der Friedhof nicht abgesperrt, so dass Randalierern praktisch alle Türen offen stehen.

Dass die Beschädigungen einen okkultistischen Hintergrund haben könnten, zieht die Polizei in Betracht, hat aber keine Beweise dafür. »Es gibt gewisse Lokalitäten in der Nähe«, räumt Hanninger ein.

Allerdings: Die meisten Verwüstungen verursachten die Ausflügler, die den ANF als Park und Spielplatz nutzen. »Nach einem schönen Wochenende sieht´s hier immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen«, klagt Hanninger. Die Abfallkörbe werden seit neuestem nur noch zweimal pro Woche geleert, und die Raben verteilen den Müll gleichmäßig über den Friedhof.

Das alles war offenbar zu viel für einen nicht namentlich bekannten »Freund des ANF«, der in einem Aushang zum »Ramadama«, jeden Sonntag um 12 Uhr, aufgerufen hat. Eine ungünstige Zeit, findet Hanninger, doch offenbar hat vor zwei Wochen tatsächlich eine Aufräumaktion stattgefunden. Gegen Vandalismus wird das allerdings kaum helfen. rme

Artikel vom 05.06.2003
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...