250 Besucher bei Infoveranstaltung zum Verkehr

Tangente oder nicht!

München-Ost · Mehr als 250 Interessierte waren der Einladung der Siedlervereine des Münchner Ostens und des SPD-Landtagsabgeordneten, Hermann Memmel, gefolgt.

Thema des Abends in der Mensa des Schulzentrums Neuperlach: Das brisante Verkehrsgutachten München-Ost. Als Referenten waren Verkehrsgutachter Prof. Harald Kurzak und Helmut Hakenberg, Bauoberrat des Planungsreferats der Stadt München geladen.

Bereits in seiner Eingangsrede machte Hermann Memmel deutlich, dass das vorliegende Verkehrsgutachten nie »die volle Unterstützung aller Betroffenen« erhalten könne. Es liege in der Natur der Sache, dass »eine Verkehrsentlastung an einer Stelle oft eine zusätzliche Belastung anderer Bereiche« bedeute.

Der Politiker führte aus, dass das letzte Verkehrskonzept für den Münchner Osten aus dem Jahre 1991 datiert. »Seitdem hat sich viel getan«, so der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für München weiter, »die Messestadt Riem wächst dynamisch, im Münchner Osten sind eine Reihe von Gewerbe- und Wohngebieten entstanden – und in der Folge wächst das Verkehrsaufkommen.« Alleine auf der A99 habe sich der Verkehr seit 1985 verdreifacht. Dem müsse die Politik Rechnung tragen. Die Frage sei jedoch, mit welchen Maßnahmen und in welcher Form.

Verkehrsgutachter Prof. Kurzak, der sich seit knapp drei Jahrzehnten mit dem Verkehr im Münchner Osten beschäftigt, untermauerte die Ausführungen des SPD-Politikers mit Zahlen. Etwa 3,7 Millionen Fahrzeuge seien täglich in München unterwegs, bis 2015 würde diese Zahl auf etwa 4,4 Millionen anwachsen. »Diese Zunahme findet nicht im Zentrum Münchens statt. Dort kann kein weiterer Verkehr aufgenommen werden«, so Prof. Kurzak, »das Wachstum findet vor allem in der Stadtperipherie statt«.

Insgesamt würde der Individualverkehr in München in den kommenden 12 Jahren um etwa 17 Prozent anwachsen, im Münchner Osten jedoch eher doppelt so stark.

Die Eckpunkte dieses Konzept mit der Fülle der Details stellte Helmut Hakenberg vom Planungsreferat vor. Im Blickpunkt vor allem: Die zweispurige Verlängerung der Ständlerstraße, die nach den vorliegenden Plänen entweder in die Ortsumfahrung Putzbrunn oder nördlich von Ödenstockach in Richtung Nordost zur B471 Richtung A99 abschwenken soll.

Als weitere Kernpunkte des Konzepts führten die Experten die Südanbindung Perlachs an, die zur Entlastung der Unterhachinger Straße und des Perlacher Ortskerns führen würden. Zudem wäre die Nordosttangente Riems um den Ortskern Haar herum ein zentraler Eckpfeiler zukünftiger Maßnahmen.

Kritiker aus dem Publikum monierten, die erörterten Konzeptideen würden ökologische Gesichtspunkte außen vor lassen, so sei die geplante Schneise der Ständlerstraße durch den Truderinger Wald »eine unerträgliche Umweltsünde«. Zudem würde in dem Gutachten der öffentliche Nahverkehr zu wenig berücksichtigt.

Hermann Memmel verwies in diesem Zusammenhang auf die zwei U- und S-Bahn-Stationen in der Messestadt sowie auf die Anbindung Neuperlachs ans S-Bahn-Netz. »Aus meiner Sicht muss der öffentliche Nahverkehr in den Planungen für die Zukunft deutlich stärker berücksichtigt werden«, sagte Memmel, »es muss außerdem eine direkte U-Bahn-Verbindung zwischen Riem und Neuperlach her«. Es sei kein Wunder, wenn die Menschen im Münchner Osten auf das Auto zurückgreifen würden, wenn sie per S-Bahn beispielsweise von Neuperlach nach Riem »umständlich über das Stadtzentrum« gelotst würden.

Im Sommer soll zu den Verkehrsplänen eine Reihe von Informationsveranstaltungen im Münchner Osten stattfinden.

Artikel vom 28.05.2003
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