Ausstellung »Die Welt der Bühne« im Haus der Kunst

Bühne, Kunst und Leben

»Farinelli« hängt sonst im Civico Musio Bibliografico Musicale in Bologna. 	Foto: Haus der Kunst

»Farinelli« hängt sonst im Civico Musio Bibliografico Musicale in Bologna. Foto: Haus der Kunst

Lehel · Die Ausstellung »Theatrum Mundi – Die Welt als Bühne, die aus Anlass des 350-jährigen Jubiläums der Bayerischen Staatsoper noch bis 21. September im Haus der Kunst läuft, ist den vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst, Bühne und Leben in Barock und Rokoko gewidmet.

Sie zeigt Exponate aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Schweden und Russland. Barocktheater, das ist nicht nur Oper, Sprechtheater und Ballett, es umfasst die Darstellung aller Bereiche des Lebens, es ist wirklich »Theatrum Mundi«.

In der absolutistischen Gesellschaft spielte jeder eine Rolle, die ihm nach seiner Standeszugehörigkeit zugewiesen war. An der Spitze stand der Fürst, zu dessen Selbstverständnis es gehörte, diese »göttliche Ordnung« in opulenten Festen und Aufführungen zu präsentieren.

Das Barocktheater war dabei stets um perfekte Illusion bemüht: Auf der Bühne wurden mit Hilfe ausgeklügelter Mechanik virtuelle Welten geschaffen, in denen Götter vom Himmel fahren und sich Höllenrachen auftun konnten.

Die thematisch gegliederte Ausstellung versucht, dieses enge Verhältnis zwischen Bühne und Kunst in seinen vielfältigen Facetten nachzuzeichnen: Im Zentrum der Ausstellung wird ein originales Bühnenbild aus dem 18. Jahrhundert gezeigt, das die Durchdringung von Religion, Bühne, Kunst und Leben im Barock auf eindrucksvolle Weise veranschaulicht.

Nachbauten von Donner-, Regen-, Wind- und Wellenmaschinen, die von den Besuchern bedient werden können, vermitteln einen Eindruck von der Bühnentechnik, von den »special effects« im Barock. Ebenso werden Theaterkostüme im Original und im Entwurf gezeigt. Erstmals in Deutschland werden eine Reihe von originalen Bühnenbildmodellen u. a. von Pariser Opernaufführungen der Zeit um 1760 zu sehen sein, die heute im Schloss Chambord aufbewahrt werden. Sie vermitteln einen lebendigen, dreidimensionalen Eindruck von der ungeheuren Prachtentfaltung der Oper im Rokoko.

Der »Rahmen« des Theaters, die Entwicklung der Architektur von Theaterbau und Opernhaus, ist ein weiteres Thema der Ausstellung. Hier sind nicht nur bedeutende Pläne und Aufrisse Georg W. von Knobelsdorffs für das Opernhaus Friedrichs des Großen in Berlin zu sehen, sondern auch eine Sammlung von Theatermodellen, die deswegen so interessant sind, weil man mit Hilfe eines Episkops in einige von ihnen hinein blicken kann, um einen Raumeindruck zu gewinnen.

Auf der Bühne standen die Stars, die vergöttert und gefeiert wurden. Der Star, der sich in einer Kunstwelt außerhalb des normalen Lebens zu bewegen scheint, wurde im Zeitalter des Barock erst »erfunden«. So präsentiert die Ausstellung das legendäre Porträt des Kastaraten Farinelli aus Bologna, auf dem nicht nur der Star selbst, sondern auch seine Gönner, das spanische Königspaar, und der Maler des Bildes, Corrado Giaquinto, zu sehen sind.

Die Ausstellung »Theatrum Mundi – Die Welt als Bühne« spricht ein großes Publikum an. Sie vermittelt Theateratmosphäre und möchte begeisterndes Verständnis wecken für die lebendige Welt der Bühne.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper und dem Deutschen Theatermuseum München. Zur Ausstellung ist ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen und Aufführungen von Barockopern geplant.

Artikel vom 28.05.2003
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