Bilder der Täuschung

»Warshots III – Irak«

Maxvorstadt · Noch bis zum Montag, 9. Juni, ist die Ausstellung »Warshots III – Irak« in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Luisenstraße 33, zu besichtigen.

Das dreiteilige Projekt Warshots von Matthias Wähner sammelt und collagiert Reaktionen der virtuellen Welt auf Kriegsereignisse. Die Trilogie nahm 1999 während des Kosovo-Krieges ihren Anfang, wurde 2001 während des Afghanistan-Krieges fortgeführt und wird mit der hier vorgestellten Arbeit zum Irak-Krieg abgeschlossen.

Bereits Warshots I (geezigt unter anderem in München, Kopenhagen und Belgrad) dokumentierte das Problem der digitalen Abbildung, die immer mehr ins Fiktive abgleitet. Im Internet tobte eine Propagandaschlacht, die von den Kombattanten ebenso einsatzbereit geführt wurde wie von vermeintlich unbeteiligten Gruppierungen, staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen oder Einzelpersonen wie Noam Chomsky und Peter Handke.

Jeder hatte Zugang zum Netz, jeder hatte über alles eine Meinung, und alles wurde, ob wahr oder unwahr, veröffentlicht. Es kursierten gefälschte Fotos, manipulierte Aufmarschpläne, Satellitenfotos, die nichts oder alles zeigten, Anleitungen zum Umgang mit Panzerfäusten, Interviews, die nie stattgefunden hatten oder vielleicht doch, Augenzeugenberichte, die niemand bestätigen konnte, Prophezeiungen über den Dritten Weltkrieg und so weiter. Interessanterweise beteiligten sich daran auch staatliche Institutionen. Information oder Desinformation war das Thema.

Dies ist die Vorgeschichte zu Warshots II, einer Auswahl von Fundstücken aus dem Internet zum Afghanistan-Krieg.

Die Befürchtung, dass Warshots zur Trilogie fortgeschrieben werden musste, hat sich mit dem jüngsten Krieg gegen den Irak bestätigt. Auch Warshots III montiert im neutralen Dokumentarstil die Produktionen zum Krieg im Web. Bis heute sind die Reaktionen auf den Krieg eher gemischt, mit Spuren von Nachdenklichkeit und sogar amerikanischer Selbstskepsis, weniger martialisch und auch weniger selbstgewiss.

Teile einer Senatsanhörung werden eingespielt, ebenso das legendäre Interview mit der ehemaligen US-Außenministerin Albright, die, konfrontiert mit der Meldung von 500.000 getöteten Kindern in der Folge des ersten Golfkriegs, behauptete: »We thought the price is worth it«. Auch ein rarer Fund aus dem Zweiten Weltkrieg, ein Kurzclip aus dem Hause Warner Brother, ist zu sehen. Dazu gibt es aber natürlich wieder die ganze Palette geschmackloser funny flashmovies, funny songs und funny pictures, die die etwa einstündige Montage ergänzen.

Artikel vom 15.05.2003
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