Beim »Girls’ Day« blickten Mädchen hinter die Kulissen der Pionierschule

»Mehr als Marschieren«

Girls’ Day in der Pionierschule: »Erst Denken, dann Handeln« ist beim Minenfreilegen angesagt. 6 Minenräumeinsätze am Tag zu je 30 Minuten absolvieren Soldaten in dem Schutzanzug, den Julia trägt.  	Fotos: ms

Girls’ Day in der Pionierschule: »Erst Denken, dann Handeln« ist beim Minenfreilegen angesagt. 6 Minenräumeinsätze am Tag zu je 30 Minuten absolvieren Soldaten in dem Schutzanzug, den Julia trägt. Fotos: ms

Oberföhring · 20 Kilo lasten auf den zarten Mädchenschultern von Julia. Die 14-Jährige steckt gerade in einem schlammgrünen Ungetüm mit einer Art Schildkrötenpanzer auf dem Rücken – und wäre damit für den Ernstfall gewappnet.

Doch gottseidank herrschte kein Ernstfall am vergangenen Donnerstag, 8. Mai: An diesem Tag war in der Pionierschule in der Cosimastraße 60 »Girls’ Day«, wo sich Mädchen bei der klassischen Männerdomäne Bundeswehr umschauen und Einiges ausprobieren durften – auch den »kanadischen Minen-Schutzanzug SRS 50« für 10.000 Euro, den Julia probierte. Sie war eine von nur sechs Mädls, die mal hinter die Kulissen der Bundeswehr blicken wollten.

Seit Januar 2001 können Frauen in allen Bereichen der Bundeswehr arbeiten – samt Dienst an der Waffe. Und so öffnete auch die Bundeswehr ihre Pforten anlässlich des »Mädchen-Zukunftstags«, der dieses Jahr zum zweiten Mal in München stattfand. Mädls der siebten und achten Klasse hatten die Chance, sich vor Ort über technische und techniknahe Berufe zu informieren – wie Julia und ihre fünf Klassenkameradinnen eines Gautinger Gymnasiums.

Per Internet hatten sie sich für die Pionierschule und Fachschule des Heeres für Bautechnik, zentrale Ausbildungsstätte für die Pionierausbildung, entschieden und nun lugt Julia etwas skeptisch aus dem großen Helm auf ihrem Kopf hervor. »Kann denn der Anzug vor Minen schützen?« will sie wissen. »Da kann schon was durchgehen«, antwortet Oberstabsfeldwebel Carlo Marcon. Speziell im Arm- und Beinbereich, »aber bei unserer Truppe ist bisher nichts passiert«, fügt er beruhigend hinzu.

Minenräumen, etwa im Kosovo oder Afganistan, sei aber sicher einer der schwierigsten Bereiche der Bundeswehr, so Marcon. Weshalb gelte: »Immer erst denken, dann handeln«. Die Mädls sind sichtlich beeindruckt und machen große Augen. Besonders auch bei der Taucherübung, wo in sieben Metern Tiefe angehende Pioniere versuchen, so lang wie möglich die Luft anzuhalten. »Das kann natürlich nicht jeder machen«, erklärt Hauptmann Hans Peter Hoffmann. »Hier muss man gesundheitlich voll auf der Höhe sein«, so Hoffmann, der die Schülerinnen »die Girlies« nennt.

Und die sind positiv überrascht: »Ganz anders, als man sich das vorstellt«, findet Christina den Tag bei der Bundeswehr bisher. »Ich dachte, hier wird nur marschiert«, so die 14-Jährige. Eines allerdings vermisst sie beim Girls Day in der Pionierschule: »Panzerfahren, das würde ich gerne.« ms

Artikel vom 14.05.2003
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