»Zur Sache Schätzchen«-Star Werner Enke über Schwabing & Karriere

»Keine Förster, Ärzte und Gutsherren«

Schwabing · »Zur Sache Schätzchen« war 1968 der Überraschungshit in den deutschen Kinos. Die damals 26jährige Regisseurin May Spils präsentierte eine Komödie, die wie keine zweite, frech und witzig den Zeitgeist traf.

Die Hauptdarsteller Werner Enke und Uschi Glas wurden über Nacht zu Stars des Neuen Deutschen Films. Während Uschi Glas ihre Karriere überwiegend im Fernsehen fortsetzte, zog sich Werner Enke Mitte der 1980er Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Erst jetzt meldete er sich mit seinem Buch »Es wird böse enden« (Verlag Antje Kunstmann) wieder bei seinen Fans.

Die gezeichnete Geschichte entstand in Anlehnung an das »Daumenkino«, das der Filmheld Martin in »Zur Sache Schätzchen« der amüsierten Uschi Glas vorführte. Alexandra Wolfelsperger sprach für die Münchner Wochenanzeiger mit dem sympathischen Schauspieler. Wer Werner Enke übrigens live erleben möchte, hat dazu Gelegenheit am 28. Mai um 20 Uhr in der Buchhandlung Dichtung & Wahrheit, Burgstraße 2.

Warum ist »Zur Sache Schätzchen« noch heute ein Kultfilm? Dieser Film hat sich möglicherweise wie kein zweiter das Jungsein bewahrt. Er ist zwar nach 35 Jahren mittlerweile ein alter Film, aber er ist nicht alt geworden. Die Klamotten in denen wir da rumliefen, könnte man auch heute noch tragen. Der Film wurde letztes Jahr beim Filmfest in Berlin im Rahmen einer Retrospektive gezeigt und das Kino war gerammelt voll. Die Stimmung war wie Ende der 60er Jahre.

Haben Sie damals damit gerechnet, dass der Film ein so großer Erfolg wird? Nein, das war unvorstellbar. Wir haben damals viel improvisiert. In dem Film steckt auch so viel von meiner Person drin, auch einiges was ich selbst erlebt habe, wie zum Beispiel die Szene mit den Glasscherben im Ungererbad, in die Uschi Glas tritt. Der Film hat einfach das Lebensgefühl der Zeit widergespiegelt. Schwabing war damals für Filmemacher das Zentrum von Deutschland. Wenn wir damals in einer anderen Stadt gelebt hätten, wäre der Film so nicht zustande gekommen. Alle Filmemacher waren zu dieser Zeit in Schwabing und in den Cafés in der Leopoldstraße wurden die Ideen ausgebrütet.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer ehemaligen Filmpartnerin Uschi Glas? Ja, wir sehen uns noch so alle ein bis zwei Jahre. Wenn ich früher mit Uschi Glas und ihrem Mann unterwegs war, hat sie natürlich jeder erkannt und selten haben die Leute mich als ihren ehemaligen Filmpartner erkannt. Ich bin ja in den letzten zwanzig Jahren mehr oder weniger verschwunden, obwohl ich immer weitergearbeitet habe. Ich wollte aber nie Fernsehen machen. Förster, Ärzte und drangvolle Gutsherren habe ich nicht gespielt – das sehe ich als meine Leistung.

»Es wird böse enden« ist das Motto des Filmhelden Martin. Ihr soeben erschienenes Buch trägt den selben Titel. Ist dieser Spruch auch Ihr persönliches Lebensmotto? Der Spruch kommt von meiner Oma. Sie hat früher in Göttingen, wo ich aufgewachsen bin, immer zu mir gesagt: »Geh’ nicht nach München, bleib’ in Göttingen und geh’ zum Finanzamt oder zur Sparkasse, sonst wird es böse mit Dir enden«. Im Film »Zur Sache Schätzchen« und auch jetzt als Titel meines Buches wird der Spruch natürlich augenzwinkernd verwendet. Mit diesem Buchtitel wollte ich aber auch eine direkte Verbindung zu dem Film herstellen. Anhand von Strichmännchen wird eine Geschichte erzählt, ähnlich wie bei dem Daumenkino, das ich Uschi Glas in der Liebesszene des Filmes zeige und das den Zuschauern sehr stark in Erinnerung geblieben ist.

Sie haben mit Ihrer Lebensgefährtin May Spils noch vier weitere erfolgreiche Filme gedreht, für die sie auch die Drehbücher schrieben. Warum haben Sie sich Mitte der 80er Jahre aus dem Filmgeschäft ganz zurückgezogen? Unser letzter Film war eine unglaubliche Tragödie – er ist einfach nicht mehr gelaufen. Ich hatte mir bei einer Szene mit einem Tandem-Rad den Fuß schwer verletzt. Wir haben dadurch zweieinhalb Monate verloren, die wir nicht mehr aufholen konnten und von da an ging einfach alles schief. Ich wollte es eigentlich noch mal in Amerika probieren, habe aber gemerkt, dass ich das nicht mehr schaffe. Da steckt ja auch immer viel Geld dahinter und ich werde immer nervös, wenn es um viel Geld geht. Außerdem habe ich nicht mehr die Kondition einen Film durchzuziehen, dazu braucht man Jugend. Ich gehe heute nur noch so circa drei Mal pro Jahr ins Kino, ich weiß also auch gar nicht, was da so alles läuft. Außerdem wäre ich auch zu alt für eine Hauptrolle, ich könnte nur noch den Opa spielen.

Was haben Sie denn die letzen 20 Jahre so alles gemacht? Bis Mitte der 80er Jahre war es eine Hetzerei von Morgens bis Abends, jetzt ist alles friedlicher und ruhiger. Ich habe aber immer gearbeitet, immer Motive aufgeschrieben, so als würde ich einen Film drehen. Ich habe quasi auf Halde gearbeitet. Mein Buch ist jetzt ein erster Versuch von der Halde abzugeben. Ich habe auch gemalt, die Bilder verrotten aber auf dem Dachboden. Ja, und schon sind die 20 Jahre vorbei. Wir verlosen 6 DVDs von »Zur Sache Schätzchen«. Für alle, die kein Glück haben, gibt es die DVD auch über www.komplett-media.de.

Gewinnspiel: Wer gewinnen möchte, schreibt bis Dienstag eine Postkarte an: Münchner Wochenanzeiger, Rathenaustraße 134, 80937 München. Stichwort »Schätzchen« und Absender nicht vergessen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Artikel vom 30.04.2003
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