Ausstellung über die Geschichte des Wiener Platzes

Hier trifft Stadt auf Vorstadt

Fast Puppenstubenartig: So präsentierte sich der Wiener Platz um 1910.	Foto: Buchendorfer Verlag

Fast Puppenstubenartig: So präsentierte sich der Wiener Platz um 1910. Foto: Buchendorfer Verlag

Haidhausen · Ganz allein »trohnt« er in der Mitte, ein großer quadratischer Kasten, drumherum in gebührendem Abstand ducken sich Herbergshäuschen.

Ein paar Bilder weiter, und damit ein paar Jahre später, als ein Mietshaus nach dem anderen hochgezogen wurde, ist das Anwesen bereits verschwunden. »Von 1886 bis 1900 war hier eine Hutmacherei, die bis 1986 an anderer Stelle existierte«, erzählt Johann Baier, der anlässlich der feierlichen Neueröffnung des Wiener Platzes am 1. Mai im Üblacker-Häusl, Preysingstraße 1, eine Ausstellung zum »Wiener Platz im Wandel der Zeit« zusammengestellt hat.

Sie ist mittwochs und donnerstags, 17 bis 19 Uhr, freitags und sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Anhand von Stadtplänen, frühen Aufnahmen (ab 1857), Modellen von Herbergen, Künstlerbildern und vergrößerten historischen Postkarten wird der Wiener Platz, der um 1856 einfach noch »Am Platz« genannt wurde, lebendig.

Lange markierte der Platz die Grenze zwischen Stadt und Vorstadt: Über ihn verlief die alte Burgfriedensgrenze der Stadt München zwischen dem seit Jahrhunderten städtischen Gasteig und der bis 1854 selbstständigen Gemeinde Haidhausen. »Diese Grenze verlief an der Südwestseite der heutigen Grütznerstraße und des Wiener Platzes über den Preysingplatz zur Steinstraße und zum heutigen Rosenheimer Platz, der früher »Auf den Lüften« hieß«, erklärt Baier anhand diverser historischer Karten.

Auf dem Platz selbst stand eine große Herberge, eben das besagte spätere Hutgeschäft. Unmittelbar an der Südwestseite begann das Gelände der Bierkeller. Um 1860 gab es auf dem städtischen Gasteig nicht weniger als 64 Bierkeller von 18 Brauereien bis zur Rosenheimer Straße und Steinstraße.

Später wurden daraus die »Biertempel« wie der Münchner Kindl-Keller, der Bürgerbräukeller und der Hofbräukeller. Vier Gestaltungselemente hat Baier am Wiener Platz ausgemacht: Das alte Brauereigebäude auf der Südseite, alte Herbergsanwesen von 1800 an der Nordseite, Mietshäuser von 1877 an der Sckellstraße und seit 1893, besonders aber seit 1900 an der Wiener Straße.

Außerdem auf dem kahlen Isarhochufer angelegte Grünanlagen wie der ehemalige Ripfelanger. Baier, Vorsitzender der »Freunde Haidhausens« und ehemals Lehrer, hat herausgefunden, dass die Maximilianstraße Mitte des 19. Jahrhunderts vor der Kirche am Johannisplatz enden sollte. »Dann entschied man sich aber für das Maximilianeum als Ziel«, meint Baier erleichtert, »denn sonst gäbe es heute wohl keinen Wiener Platz in der heutigen Form.« ms

Artikel vom 30.04.2003
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